Verkehrsproblem am Taleingang
Seit langem wird diskutiert, wie das Verkehrsproblem am Talausgang, welches vor allem an An- und Abreisesamstagen im Winter besteht, gelöst werden kann. Schon eine gefühlte Ewigkeit wird über eine Umfahrung für das verkehrsgeplagte Lorüns, der ersten Ortschaft nach der Autobahnabfahrt, diskutiert, ohne dass man sich bisher auf eine tragfähige Lösung geeinigt hätte. Außer einer mehr oder weniger sinnfreien Verkehrsinsel für 1 Mio Euro gibt es für Lorüns und auch die betroffenen Autofahrer bislang keine beschlossene Maßnahme.
Ausbau der Schiene
Zusätzlich zum Ausbau der Straße soll nun Verkehr auf die Schiene verlagert werden. Dazu soll die Montafonerbahn, eine Privatbahn, welche mehrheitlich dem Stand Montafon gehört, verlängert werden. Die derzeit betriebene Bahnstrecke von Bludenz nach Schruns ist rund 13 km lang und befördert ca. zwei Mill. Fahrgäste im Jahr.
Nachdem die Schrunser nur eine Lösung – aus unserer Sicht konsequent – mit der Vollanbindung von Schruns mittragen, wird seit dem Statement der Bürgermeister für einen Plan Montafon 2030 sogar diskutiert, die Trasse bis Partenen zu verlängern. Dabei sollen alle Bergbahntalstationen angebunden werden.
Der neue Teil in die Innerfratte soll ungefähr wie die früher bestehende Schmalspurbahn verlaufen. Denn zum Bau der Stauseeanlagen wurde eine Schmalspurbahn errichtet, die von Tschagguns (Umladestation, direkt rechts an der Landesstraße nach der heutigen Ampelkreuzung) über St. Gallenkirch und Gaschurn nach Partenen führte. Leider wurde diese 1954 abgerissen. Auf der Trasse befindet sich heute ein Radweg, außerdem die Straßenumgehung von Gaschurn. Aus dem Grund ist eine Weiterführung der Trasse über St. Gallenkirch hinaus ein eher schwieriges und teures Unterfangen.
Erhebliche Kosten einer Bahnerweiterung
Die Errichtungskosten für eine Bahnerweiterung bis Partenen liegen bei knapp 300 Millionen Euro – wohlgemerkt nach Preisen von 2017. Dazu kommen jährliche Betriebskosten von 2,6 Mio Euro und der Erhalt der Infrastruktur, also der Schienen. Würde ab Schruns nicht auf ein günstigeres Tramtrain-System ausgewichen, wären die ohnehin schon hohen Kosten noch deutlich höher. Tramtrains sind Züge, die wie Straßenbahnen auch auf Straßen fahren, allerdings auch – im Gegensatz zu Straßenbahnen – das normale Eisenbahnnetz nutzen können. Die Nachteile wie Konkurrenz mit dem Auto auf der Straße (gerade bei Bau und Instandhaltung der Schienen ein Problem) und Gefährdung von Radfahrern und Motorradfahrern durch die Schienen haben sie mit diesen gemeinsam.
Obwohl bei solchen Bahnneubauten mit erheblichen Förderungen von Land und Bund (90%) zu rechnen ist, stellt sich für viele Montafoner die Frage, ob das – für das Tal abstrakt viele – Geld im Montafon nicht anderweitig sinnvoller einzusetzen wäre. So sind z. B. für die Umfahrung Lorüns ungefähr 45 Millionen Euro Baukosten veranschlagt.
Alternativen zu einer Eisenbahn
Vor dem Hintergrund wagen wir einen Blick in die Glaskugel: Ist das System Schiene überhaupt noch zeitgemäß? Wenn das autonome Fahren mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen in 10-15 Jahren perfektioniert wird für Landstraße und Autobahn, wird das nicht dazu führen, dass die selbst fahrenden Autos weniger Unfälle verursachen als die menschlichen Fahrer? Und in der Konsequenz das Selbstfahren zurückgeht oder es der Gesetzgeber sogar irgendwann verbietet? Also jeder in seinem eigenen „Stromzug“ – egal ob eigenes oder gemietetes Fahrzeug oder Elektrofernbus – sitzt, der via Induktion auf der Straße geladen und autonom gesteuert wird zum Ziel GRASJOCHBAHN TALSTATION nach den Eingaben des Fahrers?
Wozu braucht es dann noch ein unglaublich teures Bahnsystem und eine Bahnverlängerung im Montafon? Und das mit einer unflexiblen Eisenbahn, die wiederum ein Bussystem braucht, um die breite Besiedelung des Tales wenigstens einigermaßen abzudecken? Sollte das Geld nicht lieber in Strominfrastruktur für Elektroautos investiert und das Tal als Vorreiter in Sachen Elektromobilität positioniert werden mit seinem Strommix, der heute schon zu 90 % aus Ökostrom besteht? Würde das nicht eher die von Montafon Tourismus definierte Zielgruppe ansprechen als eine verlängerte Eisenbahn? Wie wäre denn für die Übergangszeit ein marketingmäßig geschickt in Szene gesetzter Elektrobus vom Bahnhof Schruns nach St. Gallenkirch und weiter nach Gaschurn-Partenen?
Und genau diese Überlegungen fehlen komplett in der im Juli 2019 vorgelegten Machbarkeitsstudie. Es wurden zwar Vollbahnen und Tramtrains untersucht, aber Alternativen zum System Rad-Schiene? Fehlanzeige.
Es wär mol an dr zit zum s umsetzta, natürlich muss ma a Geld ho und vo allna Genehmigung ho. War jo scho an großa Schritt zum ÖBB bis of Schru zum fahra lo und bis of Lindau zum sitza blieba könna….
Hallo,
Warum Wird hier immer nur Lorüns thematisiert? Was ist mit Gantschier!?
Hallo Karl,
DANKE für Deine Anmerkung. Lorüns ist halt die erste Gemeinde, die vom Verkehr betroffen ist und da gibts ja auch fertige Konzepte. Natürlich besteht das Problem weiter taleinwärts in St. Anton und Bartholomäberg-Außerböden/-Gantschier ebenso wie in Schruns. Vielleicht wehren sich die Lorünser einfach auch (laut-)stärker als die Bärger? 😉
Schöni Grüaß,
Patrick