Milch- und Käseproduzenten im Sommer und perfekte Wanderziele

Die 3-Stufen-Landwirtschaft hat die Wiesen im Tal, die Maisäßgebiete und die Alpgebiete hervorgebracht und über Jahrzehnte gepflegt und ausgebaut. Die Höfe im Tal hatten meist zu wenig Grund, um das bäuerliche Existenzminimum zu gewährleisten, so dass Maisäße und Hochmähder in die Bewirtschaftung mit einbezogen werden mussten.

Rund zwei Drittel der Fläche des Montafon ist Alpgebiet und davon liegen wiederum 60% oberhalb von 1700m. Diese immensen Flächen gehören in aller Regel Agrargemeinschaften. Die Anteile daran halten meist Landwirte und diese werden in Weiderechten ausgedrückt, wobei ein Weiderecht das Recht auf den Auftrieb einer Kuh gestattet. Wirtschaftlich ist das Alpwesen nicht einfach, wichtige Beiträge kommen aber häufig aus Zahlungen der Jagdpächter oder von Seilbahngesellschaften, wenn Lifte und Pisten über Alpgebiet verlaufen.    

Die Landwirte und häufig der Großteil der Familie und das Vieh sind im Mai/Juni von ihrem Hofgut („Hemat“) im Dauersiedlungsraum auf das Maisäß gezogen, sobald das Gebiet schneefrei war und haben dort das Vieh gefüttert und dann auf die Weide getrieben. Einige Heimkühe blieben jedoch im Tal, um die Versorgung der zurückgebliebenen Familien mit Milch zu gewährleisten. Im Hochsommer ist man auf die Alp weiter­gewandert, dort wurde das Vieh dem Alp­volk übergeben, welches das Vieh auf die Weide trieb und melkte.

Bei den Alpen findet man häufig wieder Unterteilungen wie z. B. Untere Latschätzalpe und Obere Latschätzalpe, was bedeutet, dass das Alpvolk mit dem Vieh auch hier zuerst einige Wochen auf der Unteren  Alpe weiden, dann nach oben zog und vor dem Herbst wieder in die untere Alpe zurückging.

 

Im Bild: Alpe Außergweil (Sennhütte). (Alle Fotos: Manfred Schlatter)
Silbertal: Obere Gaflunaalpe

Im Herbst trieb man das Vieh zurück auf den Maisäß, bevor es vor dem Schnee ins Tal abgetrieben oder auf der Wiese beim Bauernhof gelassen wurde, bis es schließlich über den Winter wieder in den Stall kam oder verkauft wurde, weil es an Futter über den Winter mangelte.

Auf den Montafoner Alpen weiden bis heute viele hundert Kühe, so dass die Milch-, Butter- und Käseproduktion auch heute noch ein ganz bedeutender Teil der Alpwirtschaft darstellt. Auf der Alp arbeiten häufig junge Leute mit großem Engagement, welche die Tradition ihrer Vorfahren und das besondere Naturerlebnis unter großem zeitlichen, körperlichen und persönlichen Einsatz weiterleben lassen.

Tschagguns: Alpe Latschätz im Winter.

Nur so kann die traditionelle Alpwirtschaft und das für die Lawinen- und Murensicherheit wichtige Bewirtschaften der Flächen weiterhin gewährleistet werden. Aus betriebwirtschaftlicher Sicht wird dies ohnehin immer schwieriger, ist doch der Viehbestand seit Jahren rückläufig, was unter anderem an dem Rückzug der Landwirte aus der Schweiz und Liechtenstein aufgrund der veränderten Förderbedingungen liegt und auch an den schärfer werdenden Vorschriften aus der EU.

Wichtiges Produkt der heimischen Landwirtschaft  ist der Sura Kees, der auf den Alpen und auch auf Hofsennereien produziert wird und einen im Vergleich zu sonstigem Käse sehr niedrigen Fett- und Cholesteringehalt und dafür einen hohen Gehalt an Eiweiß aufweist.

Tschagguns: Gauertal

Neben den Alpen für die Milchkühe mit Butter- und Käseproduktion gibt es auch Alpen nur für Rinder, Jungvieh und tragende Kühe, dem sogenannten „Galtvieh“, das keine Milch gibt. Diese Alpen sind oft in schwerer erreichbaren Gebieten, die sich aufgrund der Lage nicht so sehr für die Beweidung mit Milchkühen eignen. Auch ehemalige Sennalpen werden heute mit Galtvieh bestoßen. Da es dort naturgemäß keine Sennerei gibt, wird regelmäßig auch keine Verköstigung angeboten und die ­Alpen sind aus touristischer Sicht weniger interessant. Ein Beispiel ist die Rotbühelalp im hinteren Vergaldental in Gargellen, dennoch ein traumhaftes Wanderziel mit der Möglichkeit, vom Vergaldental ins Valzifenztal zu queren.

 

Die Tabelle gibt einen Überblick über die Milchalpen im ­Montafon. Geöffnet haben die meisten Alpen von Mitte Juni bis Anfang/Mitte September.

Unsere Empfehlung: Während der Alpzeit auf jeden Fall mindestens zu einer Alpe wandern, dort je nach Geschmack Milch und Käse probieren oder eine Jause verzehren. Neugierige Fragen beantworten die meisten “Älpler” gerne, denkt aber daran, dass das Alpvolk einen sehr anstrengenden Tag hat, sehr früh aufsteht und am frühen Nachmittag meist etwas ruht. 

Alpe Höhe Lage und Erreichbarkeit
 Gafluna  1380m Wanderung vom Silbertal oder vom Kristberg über Wasserstubental oder vom Sennigrat über Alp Gues zur Alpe Gafluna
 Garnera  1680m Leichte Wanderung von der Mittelstation der Versettlabahn, längere Wanderung von Gaschurn oder talauswärts von der Tübinger Hütte
 Innerkapell  1670m Leicht erreichbar vom Kapell, Schruns – Kapell mit der Bergbahn
 Latons  1680m Lange, einfache Wanderung von Bartholomäberg Kirche über Rellseck
 Latschätz 
 = Altschätz
 1730m Gauertal, sehr schöne Wanderung vom Golm oder von Latschau/Tschagguns
 Lün  1770m Im hinteren Rellstal. Wanderung vom Golm oder vom Lünersee über die Lünerkrinne empfohlen. Nicht sehr weit von der Heinrich-Hueter-Hütte entfernt.
 Nova  1730m Ganz kurzer Abstieg über eine Straße von der Bergstation der Versettlabahn zu dieser beliebten Alpe
 Spora  1740m Am Talende des Gauertals, hinter der Lindauer Hütte. Sehr schöne Wanderung vom Golm oder von Latschau/Tschagguns
Tilisuna 1970m Am Ende des Gampadelstals, sehr lange, aber schöne Wanderung von Tschagguns
Vergalda 1820m Gemütliche Wanderung von Gargellen durchs Vergaldental, für ambitionierte Wanderer weiter wandern und Rückkehr nach Gargellen durch das Valzifenztal
Wasserstube 1730m Gemütliche Wanderung vom Kristberg oder vom Sonnenkopf 
 Zamang  1860m Wanderung von Sennigrat (dorthin mit der Bergbahn) über Kreuzjoch und Zamangspitze mit super Blick ins Tal

 

Absolut sehenswerte Filme von Montafon.TV über das Alpleben im Montafon:

Hoja – Ein Alpsommer im Montafon

HOJA 2

Alpabtrieb der Schafe vom Garneratal nach Gaschurn

 

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