Das Montafon besteht aus 10 selbstständigen Gemeinden. Die Gemeinden haben mit dem Stand Montafon bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eine Talschaftsorganisation gegründet und waren damit Pioniere der überörtlichen Zusammenarbeit von Gemeinden.

Der „Stand“, wie er von den Montafonern genannt wird, ist eine sehr wichtige politische und verwaltungstechnische Einrichtung. Wenn man bedenkt, dass das gesamte Montafon ca. 16.500 Einwohner hat, könnte man sich auch vorstellen, dass das Montafon nur aus einer Gemeinde besteht anstatt aus 10.

Der Stand stellt damit das Bindeglied zwischen den Gemeinden des Tales dar. Das ist häufig nicht ganz einfach, ist die rechtliche Einordnung des Standes heute noch schwierig und es gibt zum einen keine direkte demokratische Legitimation für den Stand, zum anderen wird der „politische schwarze Peter“ ab und an zwischen den Gemeinden und dem Stand hin- und hergeschoben.

Die Finanzierung des Standes erfolgt weitgehend über die Gemeinden, dazu kommen Förderungen von Land, Bund und EU sowie eigene Einnahmen. Das Gesamtbudget von rund 2,2 Mio Euro wird laut Regionalbericht 2023 vor allem für Projekte im Bereich Jugend, Familie, Kultur und Regionalentwicklung sowie nicht näher erläuterte Förderungen durch den Stand (gesamt ca. 1,1 Mio Euro) ausgegeben.  Personalausgaben schlugen 2022 mit 670.000 Euro (2019 noch 430.000 Euro) zu buche. 

Die “Standesumlage” von 800.000 Euro wird direkt von den Gemeinden nach einem Bevölkerungsschlüssel aufgebracht. Zusammen mit weiteren Umlagen (Taxi go&ko z.B. allein 120.000 Euro) und den Umlagen für den Landbus Montafon (mbs) von 1 Mio Euro zahlen die Gemeinden insgesamt 2,2 Mio. Euro in den Stand Montafon ein. Dazu kommen die Umlagen für den Forstfonds von 200.000 Euro und für die ARA Montafon von ca. 1,9 Mio Euro, die nicht direkt zum Stand Montafon gehören, sondern eigene Rechtspersonen sind. Insgesamt bringen die Gemeinden also rund 4,3 Mio Euro für “den Stand” auf. 

Für die Standesverwaltung werden von der Standesumlage 285.000 Euro verwendet, die Museen kosten 265.000 Euro und die Montafoner Resonanzen wurden mit 76.000 Euro bezuschusst. Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022 und sind dem Regionalbericht Stand Montafon vom Juli 2023 entnommen.

Im Bild: Die Standesvertretung 2021 mit den Bürgermeistern der Standesgemeinden.
Bilder: Stand Montafon / Toni Meznar, Bilder der vier Museen: Manfred Schlatter

Vertreten wird der Stand vom Standesrepräsentanten. Dies ist regelmäßig ein Bürgermeister des Tals. Geleitet wird der Stand vom Standes-Ausschuss, der aus allen Bürgermeistern des Tales besteht, derzeit ­demnach aus:

Standesrepräsentant Jürgen Kuster (Schruns)
Standesrepräsentant Stellvertreter Josef Lechthaler (St. Gallenkirch)

Andreas Battlogg (Lorüns)
Herbert Bitschnau (Tschagguns)
Florian Küng (Vandans)
Matthias Luger (Stallehr)
Helmut Pechhacker (St. Anton)
Daniel Sandrell (Gaschurn)
Martin Vallaster (Bartholomäberg)
Thomas Zudrell (Silbertal)

Der hauptamtliche Verwaltungschef des Standes Montafon ist Bernhard Maier, dessen weitgefasster und verantwortungsvoller Aufgabenbereich mit dem Titel „Standessekretär“ tiefstapelnd beschrieben wird.

Zentrale Aufgabengebiete des Standes sollen hier kurz beleuchtet werden, da es für Einheimische wie Gäste immer schwer ist, sich ein Bild von den Aufgaben und dem Zweck des Standes zu machen.

Bei der über 100 Jahre alten Montafonerbahn AG (MBS) ist Mehrheitseigentümer der Stand Montafon und damit ist er auch für den Regionalverkehr im Tal verantwortlich.
Der Stand Montafon betreibt auch die Bibliothek Montafon, die rund 80.000 Entleihungen im Jahr 2017 verzeichnet hat.

Der Stand Montafon Forstfonds ist vom Stand Montafon zu unterscheiden, er ist ein eigenes rechtliches Gebilde und war früher bedeutender als der politische Stand Montafon. So finden erst seit 1965 auch getrennte Sitzungen des Forstfonds und des Standes statt. Er bewirtschaftet die hoch liegenden Wälder (ab ca. 1200 m) und besteht aus 8 Gemeinden, und zwar aus allen Standesgemeinden außer Stallehr und Lorüns. Er verwaltet 8860 ha Grund- und Waldflächen und ist damit größter Waldbesitzer in Vorarlberg. Die Standesbürger im Montafon haben ein Holzbezugsrecht aus den Standeswaldungen, wobei dieses heute wirtschaftlich aufgrund der vom Forstfonds aufgerufenen Preise kaum noch eine wirtschaftliche Bedeutung hat.

Dem Rechenschaftsbericht lässt sich entnehmen, dass der Forstfond rund 1,7 Mio Euro mit Holzverkäufen erlöst hat in 2022 – dabei allerdings einen Personalaufwand für eigene Mitarbeiter und zugekaufte Personalleistungen von 2,3 Mio Euro gegenüberzustellen sind. Die Holzgewinnung im Gebirge ist durch speziell zu errichtende Holzseilbahnen und Weganlagen häufig sehr aufwendig, was sich in den Kosten widerspiegelt. Außerdem bindet die Schadholzaufarbeitung viel Kapazitäten. Um das Ergebnis dennoch zu verbessern, wurde 2022 ein Reorganisationsprojekt mit Hilfe einer externen Beratung aufgesetzt. Dabei hat sich auch gezeigt, dass die Aufbauorganisation des Standes mit Forstfonds und Ara einer Verbesserung bedarf. Auf Einzelheiten dürfen wir gespannt sein.  

Der Stand Montafon finanziert einen Teil des Personals und des Betriebes der Montafoner Museen. Er ist auch Eigentümer des Museumsgebäudes in Schruns. Der Betrieb der Museen wird über den 100 Jahre alten Heimatschutzverein Montafon (Verein zur Förderung der Bildung, Kultur und Heimatpflege) organisiert. Im Jahr 2022 besuchten nur noch rund 17.200 (in 2017 noch 20.000) Menschen die Museen und deren Veranstaltungen.

Der Stand verwaltet den seit 1993 bestehenden und mehrere Millionen Euro schweren Talschafts- und Ausgleichsfonds des Tales, der vor allem aus Geldern der Illwerke gespeist wurde und wird. Die finanziellen Mittel des Fonds werden nur nach sorgfältiger Prüfung und einstimmiger Beschlussfassung für talschaftsweite Angelegenheiten verwendet. Leider sind sich die Bürgermeister selten einig, zu welchen Zwecken das Geld verwendet werden soll.

Der Stand Montafon betreibt außerdem seit über 10 Jahren die Silbertaler Waldschule, die von Schulklassen genauso genutzt wird wie für Familienführungen, Fachexkursionen und bei der Jungjägerausbildung. Neben dem Standort am Kristbergsattel hat die Waldschule mittlerweile eine Außenstelle am Borgkopf. Die Waldschule will das Verständnis für den Wald und die Zusammenhänge in der Natur fördern. Infos: www.silbertaler-waldschule.at

Beim Stand Montafon ist auch der Prozess Raumentwicklung Montafon angesiedelt, in welchem Projekte zu den Themen Raumplanung des Tales, Zukunft der Maisäßgebiete, Mobilität und Bahnverlängerung betrieben werden. Vor einigen Jahren wurde ein Kulturlandschaftsinventar erstellt, das die Gebäude des Maisäß- und Alpgebietes umfasst. Informationen zur Montafoner Kulturlandschaft und der 3-Stufen-Landwirtschaft finden sich hier.

Bei der über 100 Jahre alten Montafonerbahn AG (MBS) ist Mehrheitseigentümer der Stand Montafon und damit ist er auch für den Regionalverkehr im Tal verantwortlich. Die Eisenbahn von Schruns nach Bludenz wird zwar mittlerweile ausschließlich von Rollmaterial der ÖBB befahren, mit dem Landbus Montafon gibt es ein in alle Ecken des Tales reichendes Bussystem, welches rund 4,7 Mio Euro pro Jahr kostet. Davon werden knapp die Hälfe über Fahrkarten eingespielt, den Rest bestreitet die öffentliche Hand. 

Auch die Jugendarbeit und Projekte für ein familienfreundliches Montafon gehören zu den Tätigkeitsgebieten des Standes. Dazu gehören die Kinderbetreuung ebenso wie ein Spiel- und Freiraumkonzept, auch wenn das Thema Kinderbetreuung nach wir vor nicht zur Zufriedenheit aller Mütter im Tal gelöst ist. Für die offene Jugendarbeit wird im Grütweg das Jugendzentrum JAM betrieben, außerdem ist ein Bus als mobiles Wohnzimmer im Einsatz und es wurde 2017 das Jugendforum Montafon gegründet, das sich für die Interessen der jungen Generation einsetzen soll. Im Stand ist die Jugendkoordination angesiedelt, die u.a. EU-Leader-Projekte mit Inhalten zur Jugendarbeit betreibt.

Der Stand Montafon betreibt auch die Bibliothek Montafon, die im Jahr 2022 über 18.000 Medien zum Ausleihen angeboten hat. Von über 30.000 Besuchern wurden knapp 80.000 Ausleihungen getätigt, ein bemerkenswerter Erfolg! 

Die Musikschule Montafon hat 2019 über 700 Musikschüler in 25 verschiedenen Instrumentenfächern betreut, aktuelle Zahlen finden sich im Jahresbericht für 2022 nicht. 

Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt der Gemeinden über den Abwasserverband ist die Kläranlage ARA Montafon, welche 2022 gut 2 Mio Euro für die Abwasserreinigung ausgab. 

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner