Ein zentrales Thema in der Montafoner Kulturlandschaft sind die deren Gebäude. Durch die 3-Stufen-Landwirtschaft wurden über Jahrhunderte charakteristische Wohn- und Wirtschaftsformen entwickelt. In deren Zentrum steht das Montafoner Haus mit einem “gestrickten” Bauteil aus Holz – meistens Stube und Kammer – sowie einem gemauerten Teil im Bereich der Küche. Es gibt jedoch genau so auch Vollholzhäuser, gänzlich gemauerte Häuser aus Stein und viele Mischformen. Diese werden häufig kombiniert mit einem separat stehenden Stall, der „rond ofdrölt“ und zumindest an der Wetterseite oft mit einer Holz-Deckelschalung versehen ist. Die Details hingen von Standort und Alter der Gebäude sowie vom Wohlstand der Erbauer ab.
Auf der Maisäßebene wiederholt sich das Thema, nur deutlich kleiner, außerdem gibt es zahlreichen kleine Ställe („Schärma“) und Heubargen („Barga“), in denen das Heu vom Sommer aufbewahrt und im Winter als rutschende Heubätscha (große Heubündel) oder per Schlitten ins Tal zu den Tieren transportiert wurde.
Es gibt einige Versuche, die Baukultur im Montafon zu dokumentieren und zu erforschen, so zum Beispiel das Kulturlandschaftsinventar Montafon und das Maisäßinventar Montafon. Darüber hinaus versuchen Stand Montafon, Heimatschutzverein Montafon und die Montafoner Museen zu erreichen, dass die typische Kulturlandschaft des Tals sowohl in der Realität als auch im Bewusstsein der Menschen erhalten bleibt. So gibt es z.B. sehr empfehlenswerte Kurse zum Bau von Trockensteinmauern und dem Schragazu, typischen Elementen der Montafoner Kulturlandschaft.
Neben dem seit 1997 vom Stand Montafon verwalteten Kulturlandschaftsfonds (früher Schindelfonds) als materielle Unterstützung bei der extrem aufwendigen Renovierung wurde 2015 die Kennzeichnung der Montafoner Baukultur geschaffen, um erhaltenswerte Gebäude als Teil des baukulturellen Erbes des Montafon direkt zu kennzeichnen und somit die Allgemeinheit darüber zu informieren und vor allem auch den Eigentümerinnen und Eigentümern die verdiente Anerkennung angedeihen zu lassen. So vergeben der Stand Montafon in Zusammenarbeit mit dem Heimatschutzverein und den Montafoner Museen eine Anerkennung in Form einer Kennzeichnung als Montafoner Baukulturgut. Besonders wertvolle historische Gebäude aus dem gesamten Spektrum der Montafoner Baukultur, also aus Landwirtschaft, Tourismus, Wasserwirtschaft etc., die in gutem Bauzustand erhalten oder fachgerecht restauriert wurden, können mit dem Signet Montafoner Baukultur gekennzeichnet werden.
Die Objektvorschläge für das Auswahlverfahren kommen vom Heimatschutzverein Montafon. Dem Verein gehören über 1000 Menschen aus der Talschaft an und er engagiert sich neben dem Stand Montafon auch für die Finanzierung der Montafoner Museen. Bei den Vorschlägen achtet der Heimatschutzverein auf eine gewisse regionale Ausgewogenheit sowie auf die Aufnahme verschiedener Gebäudetypen und eine sinnvolle Anzahl. Diese Objekte werden von einer Jury begutachtet. Die Entscheidung über die Verleihung der Anerkennungen, deren Anzahl variieren kann, trifft die Jury bei einer Vergabesitzung. Hier werden die Meinungen und die Ergebnisse aus den Begehungen diskutiert und gemeinsam beschlossen, wer den Anerkennungspreis erhält.
Bei dieser Sitzung sind auch Ausschussmitglieder des Heimatschutzvereins mit dessen Obmann Dr. Michael Kasper zugegen und können ihre Meinung einbringen. Ein fixer Kriterienkatalog existiert nicht und wäre auch sehr schwierig umzusetzen, da sowohl Wohngebäude wie auch Ställe oder Alpschärma gekennzeichnet werden. Das ist schwer zu vergleichen, jedes Objekt ist individuell zu begutachten. Eine gewisse Nachvollziehbarkeit und Objektivität soll durch die Kontinuität und Ausgewogenheit in der Jury gewährleistet werden.
Die Verleihung findet alle zwei Jahre im Rahmen der Veranstaltungsreihe septimo statt. Das Signet „Montafoner Baukultur“ besteht aus transparentem Kunststoff im A5-Format, welches mit Wanddistanzhaltern befestigt werden kann, um das dahinter liegende Material durchscheinen zu lassen. Auf dem Signet ist das Standeswappen sowie der Schriftzug „Montafoner Baukultur“ inklusive eines 3-zeiligen Textes zu sehen. Durch das am Gebäude angebrachte Signet wird die Anerkennung für den Erhalt der Montafoner Baukultur öffentlich ersichtlich.
Die Jury besteht aus folgenden Personen:
Barbara Keiler Bundesdenkmalamt
Clemens Quirin Architekturinstitut Vorarlberg
Thomas Mennel Architekt
Raimund Rhomberg Bauforscher
Von der Jury sind so bekannte Gebäude und Ensembles wie
- Maisäß Montiel, St. Gallenkirch
- Mangahüsli, Vandans
- Sandrellhaus, Tschagguns
- Trockensteinmauern Maisäß Rüti, St. Gallenkirch
- Samilis Stall, Silbertal
- Maisäß Unterer Netza, St. Gallenkirch
ausgezeichnet worden. Eine Gesamtübersicht der bisher ausgezeichneten Gebäude mit Beschreibung findet sich hier: 2015 + 2017 + 2019.
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