Wenn dies auch schon seit der Besiedelung des Montafon der Fall war, so kam es aber vor allem im 20. Jahrhundert zu grundlegenden und von den Menschen herbeigeführten Veränderungen im Landschaftsbild. Kirschbaumwiesen, Getreide- und Kartoffelfelder sind im Talboden aufgrund der nach dem 2. Weltkrieg stark ansteigenden Bautätigkeit zu Gunsten einer immer dichteren Besiedelung praktisch verschwunden. Nicht für Bauwerke umgenutzte Restflächen wurden zur Viehweide benutzt, so dass die Weiden in höheren Lagen an Bedeutung verloren.
Heute ist nur noch ein geringer Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Ferner werden zunehmend Maschinen eingesetzt. Beides führt dazu, dass abgelegene und steile Gebiete nicht mehr bewirtschaftet werden. In siedlungsferneren Gebieten macht sich der Rückgang der landwirtschaftlichen Aktivitäten durch eine wieder zunehmende Verwaldung bemerkbar, wie anhand historischer Fotos sehr leicht nachvollzogen werden kann. Dies gilt insbesondere für die früher wichtigen Bergmahdgebiete, die praktisch komplett vom Wald zurückerobert wurden. Die Heubargen („Barga“) und Viehunterstände („Scherma“) in diesen Gebieten verfallen und die Be-/Entwässerungskanäle („Lätera“) wachsen zu. Eine Rückgängigmachung von Wald in Grünflächen und damit in Kulturlandschaft ist aus rechtlichen Gründen (Bewilligungspflicht nach Forstgesetz) und aus rein tatsächlichen Überlegungen (der Aufwand ist kaum darstellbar) praktisch ausgeschlossen.
Die Alpgenossenschaften versuchen durch Zukauf von Land die notwendige Größe von Eigenjagdgebieten zu erreichen, denn deren Verpachtung stellt neben Wege- und Lift-/Leitungsentgelten eine wesentliche Einnahmequelle der Genossenschaften dar.
Im Projekt Kulturlandschaftsinventar Montafon, das im Stand Montafon angesiedelt ist, wurden alle Gebäude außerhalb des Dauersiedlungsraumes in einer Datenbank und damit über 50% der Fläche des Montafon erfasst. Damit sollen das Alter der Gebäude, die architektonische Details und nicht zuletzt die Lebensformen in der Maisäßlandschaft erforscht werden.
Die Gratwanderung zwischen Erhalt der ursprünglichen Kulturlandschaft und einer behutsamen Umwidmung der Gebäude, um deren Fortbestand überhaupt gewährleisten zu können, ist schmal und bedarf im jedem Einzelfall genauer Überlegungen.
Viele weitere Infos und Bilder auf Facebook unter www.facebook.com/Montafoner.Kulturlandschaft.
Die Montafoner Kulturlandschaft ist ein identitätsstiftendes Element und macht die Talschaft einzigartig. (Foto: Manfred Schlatter)