Die ursprünglichen Wirtschaftsformen Landwirtschaft und Bergbau nährte die Bevölkerung im Montafon bis Anfang des 20. Jahrhunderts nur schlecht. Seit dem 17. Jh. mussten sich viele Montafoner sich als Saisonarbeiter durchschlagen und z.B. als Bauhandwerker, als Hilfspersonal in der Landwirtschaft oder mit dem Krauthobel durch halb Europa wandern. Süddeutschland und Frankreich waren dabei die beliebtesten Ziele.

Schwabenkinder

Sogar Kinder wurden über den Sommer auf schwäbische Bauernhöfe geschickt, um als Hirtenbube oder Kindermädchen etwas dazuzuverdienen und am heimischen Tisch nicht als Esser zur Last zu fallen. Dabei erschöpfte sich der Lohn häufig in neuer Kleidung für die Kinder. Diesen Schwabenkindern ist ein eigenes Projekt der Montafoner Museen gewidmet, auch Literatur und einen Film („Die Schwabenkinder“) gibt es zum Thema sowie mehrere Projekte von Museen, siehe auch www.schwabenkinder.eu

Auswanderung

Die Not und die Verheißungen der neuen Welt in Amerika hat zwischen ca. 1850 und 1920 zahlreiche Montafoner und einige Montafonerinnen dazu bewogen, der Heimat den Rücken zu kehren und ihr Glück in Amerika zu suchen. Dies entweder direkt aus dem Montafon oder über Zwischenstationen in Süddeutschland oder Frankreich, wo sie sich bei ihren Handwerkerwanderungen ohnehin bereits angesiedelt hatten. Insbesondere in St. Louis haben sich rund um den Maurer Franz Josef Saler zahlreiche Montafoner niedergelassen.

Stromerzeugung

Erst mit der Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung, der privaten Montafonerbahn AG und dem Tourismus begann der wirtschaftliche Aufschwung im Montafon am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wichtiger Arbeitgeber im Montafon neben den Tourismusbetrieben sind seit knapp 100 Jahren die Illwerke, die mittlerweile dem Land Vorarlberg gehören. Sie betreiben die Kraftwerke im Montafon und stellen über ein weit verzweigtes Netz an Stauseen und Pumpkraftwerken insbesondere Spitzenlaststrom zur Verfügung, der von Deutschland zu Spitzenlastzeiten abgenommen und in das europäische Verbundnetz eingespeist wird.

In Schwachlastzeiten wird der deutlich günstigere Strom aus Grundlastkraftwerken wie Kohle oder Atomenergie zurückgekauft und mit diesem das Wasser wieder in die oberen Stauseen zurückgepumpt. Mit der angestrebten Energiewende werden die ausgeklügelten Speichermöglichkeiten der Illwerke noch wichtiger, denn Strom aus Sonne oder Wind fällt häufig dann an, wenn er nicht in vollem Umfang gebraucht wird, so dass auch hier wieder auf die Pumpspeicherkraftwerke zurückgegriffen wird. Offen ist, wie sich das Geschäftsmodell der Illwerke entwickelt, sollte die Speicherbatterietechnik einen Durchbruch erzielt.

Details dieser hochkomplexen und technisch sehr interessanten Anlagen finden sich im Schauraum des Lünerseekraftwerks in Latschau (neben der Golmer Bahn) oder bei einer der instruktiven Führungen durch das Kopswerk in Gaschurn. Auch der Energieraum in Partenen ist eine Besichtigung wert.

Titelbild: Kraftwerk Rodund. (Bilder: Manfred Schlatter)
Schaukraftwerk Latschau.

Wilhelm Mayer aus Schruns betrieb mit dem Litzkraftwerk bereits 1895 das erste Stromkraftwerk im Montafon und damit die erste öffentliche Stromversorgung in Vorarlberg, das die Gemeinde, Unternehmen wie die Lodenfabrik und die Eisenbahn mit Strom versorgte und das später von der Montafonerbahn AG (mbs) übernommen wurde. Die mbs hat heute einen Energiemix aus knapp 90% Ökostrom und knapp 80% aus heimischer Wasserkraft.

Der Ausbau der Wasserkraft wurde vor allem nach dem sogenannten „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich 1938 forciert. Es wurden tausende Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter schlechten Arbeitsbedingungen beschäftigt, um den Silvrettastausee, die Silvrettahochalpenstraße, das Obervermuntwerk (I) und das Rodundwerk (I) aufzubauen. Auch nach dem Krieg wurde der Ausbau – zunächst unter französischer Besatzung und wiederum von Kriegsgefangenen – fortgesetzt.

Ausführlich zur Geschichte der Wasserkraft im Montafon und einem Überblick über die Anlagen siehe HIER.

Tourismus

Neben der Stromerzeugung ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig im Tal, der rund 150 Jahre existiert.  

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Wintersport im Montafon und die ersten Wintersportvereine wurden gegründet. Dabei stand zuerst das Rodeln und dann erst der Skisport im Fokus. Der erste Weltkrieg beendete dann die Tourismusaktivitäten 1914. 

Zwischen den Weltkriegen wurden die ersten Skischulen eröffnet. Mit der Stromerzeugung entstanden durch Stauseen und allem voran der Silvretta Hochalpenstraße weitere Attraktionen für Touristen.  

Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden die ersten SkigebieteDer Touristenstrom wurde zunehmend internationaler. Das Wirtschaftswunder bedeutete für viele Berufstätige zunehmenden Wohlstand und dazu gehörten auch Ferien im Ausland – auch mit dem eigenen Auto.  

In den Anfängen haben die Bewohner des Montafon häufig ihre privaten Räume an Gäste vermietet und sind selbst in den Keller oder auf den Dachboden gezogen während der Saison. Nachdem zunächst der Sommer im Mittelpunkt des touristischen Interesses stand, drehte dies aufgrund der zunehmenden Wintersportaktivitäten breiter Bevölkerungsschichten und der Winter wurde ab 1981 stärkste Saison im Montafon.

Mittlerweile wird versucht, das Montafon als Ganzjahresdestination zu präsentieren. Von allen Beteiligten werden große Anstrengungen unternommen, Ganzjahresattraktionen und touristische Infrastruktur auch für die Sommermonate aufzubauen, wie z.B. die Mountainbike-Bemühungen, Aktivpark Montafon, Klettergärten, Rutschenpark Golm etc. Allerdings steht der Winter mit den Skigebieten Silvretta Montafon, Kristberg Montafon, Gargellen und Golm immer noch an erster Stelle bei der Beliebtheit der Gäste.

 

 

 

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