Der ganz überwiegende Teil der Montafoner Kulturlandschaft wurde durch die Landwirtschaft geformt. So hat die 3-Stufen-Landwirtschaft die Wiesen im Tal, die Maisäßgebiete und die Alpgebiete hervorgebracht und über Jahrzehnte gepflegt und ausgebaut. Die Höfe im Tal hatten meist zu wenig Grund, um das bäuerliche Existenzminimum zu gewährleisten, so dass Maisäße und Hochmähder in die Bewirtschaftung mit einbezogen werden mussten.

Die Landwirte und das Vieh sind im Mai/Juni (und einem Großteil der Familie) von ihrem Hofgut („Hemat“) im Dauer­siedlungsraum auf das Maisäß gezogen, sobald das Gebiet schneefrei war und haben dort das Vieh gefüttert und dann auf die Weide getrieben. In einigen Fällen wurde auch vor dem Maisäß noch das Vorsäß genutzt. Einige Heimkühe blieben jedoch im Tal, soweit sich das die Bauern leisten konnten, um die Versorgung der zurückgebliebenen Familien mit Milch zu gewährleisten.

Im Hochsommer ist man auf die Alp weitergewandert, dort wurde das Vieh dem Alpvolk übergeben und es musste vom Bauern nicht mehr selbst gefüttert und gemolken werden. Bei den Alpen findet man häufig wieder Unterteilungen wie z.B. Untere Latschätzalpe und Obere Latschätzalpe, was bedeutet, dass die Bauern mit dem Vieh auch hier zuerst einige Wochen auf der Unteren  Alpe weideten, dann nach oben zogen und vor dem Herbst wieder in die untere Alpe zurückgingen.

Die Zeit, in der das Vieh auf den Alpen “sömmerte”, gab den Bauern den Freiraum, sich der Heuernte zu widmen. Im Tal wurde regelmäßig zweimal gemäht, die Heuernte meist im Juni und das Grummetheu Ende August/September. Dazwischen wurden die Bergmähder geheut, einmädige und meist ungedüngte Wiesen und das Heu in Bargen vor Ort eingelagert.  

Auf den Montafoner Alpen weiden bis heute viele hunderte Kühe, so dass die Milch-, Butter- und Käseproduktion auch heute noch ein ganz bedeutender Teil der Alpwirtschaft darstellt. Alpen waren und sind in der Regel offene Gebiete, auf die alle Landwirte im Rahmen einer genossenschaftlichen Organisation (Weiderechte) ihr Vieh treiben können.

Im Herbst trieb man das Vieh zurück auf den Maisäß, bevor es vor dem Schnee ins Tal abgetrieben, dort noch mal ein paar Wochen auf dem Vorsäß oder auf der Wiese beim Bauernhof gelassen wurde, bis es schließlich über den Winter wieder in den Stall kam oder verkauft wurde, weil es an Futter über den Winter mangelte. Im Winter musste dann das in Bargen gelagerten Heu mit Heuschlitten (im Gegensatz zum schwereren Holzschlitten für den Holztransport) in vermeintlich lawinenungefährlicheren Zeiten ins Tal transportiert werden. Dazu wurden Heubündel („Bätscha“) geschnürt und diese auf den Heuschlitten befestigt. Die Abfahrt mit den Schlitten war sehr gefährlich und bedurfte Kraft und Erfahrung, um nicht zu verunglücken wie z.B. mit den Beinen unter den Schlitten zu geraten („Undarifrässa“).

Im Sommer waren und sind die Montafoner Landwirte auf den Alpen zu finden. (Foto: Manfred Schlatter)
Das Montafoner Steinschaf ist eine eigene Schafrasse und weit im Tal verbreitet.

Das Montafoner Braunvieh und die Montafoner Steinschafe sind eigene Montafoner Rassen und werden auch heute noch gezüchtet.

Bis vor einigen Jahrzehnten wurde im Montafon (insbesondere in Bartholomäberg und am Talgrund) auch Ackerbau betrieben und Getreide angebaut, allerdings vor allem zum persönlichen Gebrauch. Der Anbau war aufgrund der steilen Lagen und der Witterung extrem aufwendig und erfolgte fast durchwegs im arbeitsintensiven Hackbau, der Pflug konnte, wenn überhaupt, nur in einigen Tallagen eingesetzt werden. Die vorherrschende Wirtschaftsform war die Egartwirtschaft, wonach ein Acker 2-4 Jahre genutzt wurde, danach wurde die Fläche wieder 4-8 Jahre als Wiese genutzt. In der Zeit bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. bestand praktisch durchgehend ein kombiniertes agrarisches Wirtschaftsleben von Ackerbau und Viehzucht.

Die Landwirtschaft hat die Bewohner des Montafon nur unzureichend ernährt, geringe Betriebsgrößen der Höfe („Hemat“), welche durch die Realteilung hervorgerufen wurde und insgesamt schwierige Bedingungen der Bergbauernlandwirtschaft führte zur Verarmung und raschem Wechsel der Eigentumsverhältnisse. Mit der aufkommenden Industrialisierung sowie der verkehrstechnischen Erschließung des Tals und der beginnenden Stromproduktion verlor die Landwirtschaft als Selbstversorgungs- und Einkunftsquelle für die Montafoner zusehends an Bedeutung. In den beiden Weltkriegen wurde der Bedeutungsrückgang der Landwirtschaft noch mal aufgehalten, konnte sie doch die Versorgungsengpässe durch die regionale Produktion lindern.

Mittlerweile sind im Montafon ganz überwiegend Nebenerwerbslandwirte tätig und die ursprüngliche Form der Landwirtschaft findet kaum noch statt. Für viele lohnt die Landwirtschaft nur noch durch die EU-Agrar-Förderungen, immer mehr junge Leute betrachten die Landwirtschaft und das Alpen des Viehs mittlerweile jedoch zum Glück auch als Hobby und treten für den Erhalt der Tradition ihrer Vorfahren aktiv ein. Zum Erhalt der Kulturlandschaft insbesondere in den Maisäß- und Alpgebieten werden auf die Landwirte wohl neue Aufgaben zukommen, deren Finanzierung mit neuartigen Konzepten gesichert werden muss.

Literaturhinweis: Böhler, Ingrid: Wegen der Gähe des Berges, Landwirtschaft im Montafon im 19. und 20. Jahrhundert, in: Montafoner Schriftenreihe, Band 4, S. 216 ff. 

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