Eine für den Betrachter der Landschaft auffälligsten Merkmale der Montafoner Kulturlandschaft sind die Maisäße. Diese stellen die 2. Stufe der 3-Stufen-Landwirtschaft (Hemat, Maisäß, Alp) dar,.

Wurde nach dem Winter das Heu knapp im Stall, hat der Bauer das Vieh zunächst auf der Wiese rund um den Bauernhof (“Hemat”) weiden lassen und ist dann mit ihm meist im Mai auf das Maisäß gezogen. War auch das Maisäß abgefressen, wurde das Vieh nach den Regeln der 3-Stufen-Landwirtschaft weiter auf die Alp getrieben. Häufig wurde dann im Sommer auf dem Maisäß noch mal geheut, um Futter für den Winter zu haben. Nach der Alpzeit kam das Vieh noch mal wenige Wochen auf den Maisäß, um dort zu fressen, bevor es ins Tal weiterging.

Während der Maisäßzeit wurde entweder eine verlässliche Person mit der Aufsicht über das Vieh betraut oder die ganze Familie zog auf das Maisäß. Die Kinder hatten diese Wochen entweder schulfrei oder mussten jeden Tag zu Fuß ins Dorf absteigen und am Nachmittag wieder hinauf. Die Zeit auf dem Maisäß haben die Familien meist früher schon sehr genossen, auch wenn es weniger Freizeit als harte Arbeit war. So mussten Zäune wie der typische Schragazu aufgerichtet oder gelegt sowie Brunnen und Gebäude instandgehalten und sich im Frühjahr und Herbst um das Vieh gekümmert werden. Den Bericht einer Zeitzeugin findet Ihr hier

Die Maisäße werden als Erfindung häufig den Walsern zugeschrieben, wobei diese Erkenntnis aber nicht als gesichert gilt. Schon seit je her wurde jedenfalls versucht, dem Tal auch in höherliegenden Lagen durch Siedlung und Rodung Grund für die landwirtschaftliche Nutzung abzuringen. Maisäße liegen in der Regel auf einer Höhe zwischen 1400m und 1600m. Sie umfassten meist nur einen kleinen Wiesengrund, ein kleines Haus mit Stube, Küche und Kammer im Erdgeschoss und nur manchmal noch ein Obergeschoss. Der Stall – häufig größer als das Wohnhaus – gehört genauso zu einem Maisäß-Ensemble wie der Holderbusch und ein Brunnen.

Bei den Maisäßen wird zwischen offenen, geschlossenen und privaten Maisäßen unterschieden, je nachdem, ob die Weide für alle Maisäßbesitzer offen war oder ob um jedes Maisäß (eher selten!) neben der Allgemeinweide auch eine eigene und abgezäunte Weidemöglichkeit für das Vieh bestand. Privatmaisäße findet man insbesondere im Gauertal, am Bartholomäberg und am Kristberg, hier ist der gesamte Maisäßgrund, also Hütte, Stall und Weidefläche in der Hand desselben Eigentümers und es gibt keine gemeinschaftliche Weide. Dann findet man auch Zäune um die einzelnen Maisäßweiden, häufig den für das Montafon typischen Schragazu und die Trockensteinmauer.

Titelbild: Original erhaltene Maisäße sind ein ganz zentraler Bestandteil der einmaligen Montafoner Kulturlandschaft und unbedingt erhaltenswert. (Fotos: Manfred Schlatter)

Wiesen sind typische Merkmale der Kulturlandschaft, da sie durch regelmäßiges Mähen entstehen. Würde weder gemäht noch würde Vieh darauf weiden, wäre im Montafon praktisch überall Wald bis zur Waldgrenze anzutreffen. Weiden sollten nicht zu wenig und nicht zu viel mit Vieh beschickt werden, da sich ansonsten der Untergrund verschlechtert oder die Vegetation verändert. Man unterscheidet:

  • Magerwiesen werden nicht gedüngt und meist nur 1x pro Jahr gemäht. Sie sind eine besonders artenreiche Vegetationsform und vom Naturschutzrecht Vorarlberg besonders geschützt. Für die Fütterung von Vieh besonders geeignet.
  • Fettwiesen sind gedüngte Wiesen, die meist 2x oder noch häufiger im Jahr geschnitten werden.
  • Feuchtwiesen haben einen hohen Grundwasserstand und werden nur 1x im Jahr zur Gewinnung von Streu geschnitten. Typisch in Hochmoorlandschaften wie am Wildried im Silbertal.

 

Insbesondere auf den Maisäßgebieten werden zwar noch die Wiesen gemäht, das Maisäß und der immer dazugehörende Stall werden aber nur noch selten landwirtschaftlich, sondern – mehr oder weniger legal – als Feriendomizil genutzt. Diese Umnutzung, die damit einhergehende Intensivierung der Nutzung und die Komfortansprüche der Nutzer führen häufig zu baukulturell fragwürdigen und baurechtlich unzulässigen Lösungen. Andere Maisäße verfallen oder verschwinden im sich zunehmend ausbreitenden Wald.

Die seit dem 20. Jh. gebauten Zufahrtswege und Straßen zu den Maisäßgebieten bringen eine weitere Veränderung der gesamten Landschaft und der Architektur mit sich, zum Teil mit architektonisch sehr fragwürdigen Lösungen. Neuestes Beispiel ist die Weganlage auf den bisher abgeschiedenen Maisäß Gweil (St. Gallenkirch). 

Original erhaltene Maisäße sind ein ganz zentraler Bestandteil der einmaligen Montafoner Kulturlandschaft und unbedingt erhaltenswert. Sie finden sich z.B. noch an folgenden Orten:

• Gaschurn: Tafamunt, Ganeu, Valschaviel
• St. Gallenkirch: Montiel, Netza, Gweil, Röbi
• Tschagguns/Gauertal: Plazadels, Wachters Dieja
• Bartholomäberg: Küngs Maisäß

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