Hintergrundgespräch mit Daniel Ganahl, Landwirt in Schruns
Im Montafon ist das Montafoner Braunvieh beheimatet. Eine Tierrasse, die als gefährdete Nutztierrasse eingestuft ist und in den letzten Jahrzehnten vor dem Verschwinden gerettet wurde.
Wir haben uns zu dem Thema mit Daniel Ganahl unterhalten. Er ist gelernter Landwirt im Vollerwerb in Schruns, züchtet seit 2005 Montafoner Braunvieh und hat auch schon zahlreiche Preise mit seinen Kühen gewonnen. Er hat durchschnittlich 5 Kühe und 10 Stück Jungvieh im Stall, bewirtschaftet 12 ha Boden und züchtet Kälber. Wenn die Kühe genug Milch geben, kauft er auch noch Kälber zu, beschreibt uns Daniel seine Vorgehensweise. Dabei achtet er darauf, dass die dann meist 4 Monate alten Kälber immer im Montafon geschlachtet werden, um Tiertransporte zu vermeiden.
Geeignet für die Berge
Unklar ist schon die richtige Bezeichnung für das Braunvieh, erklärt uns Daniel. Montafoner Braunvieh sagen natürlich die Montafoner, aber anderswo wird die Rasse auch nur als Braunvieh oder als Original Braunvieh bezeichnet. Die Rasse ist für die Berge sehr geeignet, denn sie ist nicht so schwer (rund 550kg Lebendgewicht) wie die im Montafon früher und auch heute noch weit verbreitete Rasse Brown-Suisse. Montafoner Braunvieh ist darum in der Schweiz, in Vorarlberg, aber auch in Tirol sehr beliebt.
Durch ihr geringeres Gewicht sind die Tiere in der im Montafon vorherrschenden Hanglage deutlich beweglicher. Außerdem gibt es weniger oder gar keine Löcher in der Wiese, die bei schwereren Tieren immer wieder ausgebessert werden müssten. Bei ihm war die Entscheidung auch einfach dadurch beeinflusst, gibt Daniel zu, dass sein Stall den neueren EU-Forderungen nicht mehr gerecht wurde, was die Größe der Stallboxen in Bezug auf die Größe der Tiere betraf. Mit dem kleinen Montafoner Braunvieh sind die Anforderungen jedoch auch bei kleineren Ställen gut einzuhalten.
Fleischerzeugung und Milchproduktion
Die Tiere sind Zweinutzungsrinder, für die Fleischerzeugung also genau so gut geeignet wie für die Milchproduktion. Die Tiere sind genügsam, anpassungsfähig und werden 20-25 Jahre alt. Gerade beim Braunvieh ist das Ziel, möglichst viele Geburten und ein langes Leben für die Kühe zu erreichen. Ihre Färbung ist durchgehend braun oder dunkelbraun, weiße Flecken oder Bänder um den Rumpf sind jedoch möglich.
Bei guter Fütterung geben die Kühe 4000-7000 Kilogramm Milch pro Jahr. Gefüttert wird bei Daniel Heu und Silage, außerdem Kraftfutter. Kraftfutter ist wie das Dessert für den Menschen, das mögen die Kühe auch noch, wenn sie bereits genug Gras oder Heu gefressen haben, zwinkert Daniel. Reine Milchkühe wie die Brown-Suisse können auch das Doppelte an Milch geben.
Extensive Art der Landwirtschaft
Trotzdem lohnt sich die Landwirtschaft auch mit diesen Kühen, sagt uns Daniel. Zum einen erhalten die Förderungen die Betriebe, zum anderen müsse man eben findig sein. Dazu gehört auch, die weitverzweigte Verwandtschaft und Bekannte mit einzuspannen, wenn es z.B. etwas zu reparieren gibt. Und ohne meine Frau würde es überhaupt nicht gehen, sie schult gerade von Friseurin auf Landwirtin um und besucht neben der Tätigkeit in unserer Landwirtschaft die Landwirtschaftsschule in Hohenems, erzählt uns Daniel stolz.
Am Ende liegt ihm diese extensive Art der Landwirtschaft, das ist deutlich naturverbundener und passt besser ins Montafon, als immer auf noch größere und leistungsfähigere Tiere zu setzen, meint Daniel.
Perfekt zum Montafoner Brauvieh als traditionelle Montafoner Rasse passt die 3-Stufen-Landwirtschaft, die Daniel sehr schätzt und als einer der wenigen Landwirte immer noch betreibt. Im Frühjahr gehen die Kühe also rund 6 Wochen auf die Maisäßebene, um dort das frische Gras zu fressen, im Sommer ziehen sie auf die Alp und im Herbst sind sie nochmal 4 Wochen auf dem Maisäß, bevor sie für den Winter wieder in den Stall auf dem Heemat ziehen. Die Kühe werden auch auf der Maisäßebene immer betreut, das ist die perfekte Aufgabe für meine Mutter, schmunzelt Daniel. Seine Kühe sind im Sommer auf den Alpen Vorderkapell und Wasserstoba, dort werden sie dann vom Alpvolk gehütet.
Haltung mit oder ohne Hörner?
Zur Rassezucht gehört natürlich auch die Frage, ob die Kühe mit oder ohne Hörner gehalten werden sollen. Natürlicher und schöner ist, wenn die Kuh die Hörner behält, sagt uns Daniel. Aber es ist auch gefährlicher, die Tiere verletzen sich manchmal gegenseitig oder wenn häufig Kinder im Stall sind, muss man einfach noch besser aufpassen, wägt Daniel ab. Er nimmt ausgewachsenen Kühen nie die Hörner, wenn man das macht, dann lieber gleich bei den Kälbern.
Über die reine Arbeit mit den Tieren hinaus gehört für Daniel auch die Teilnahme an Viehausstellungen und Wettbewerben mit dazu. Da geht’s nicht ums Geld, das ist eine Frage der Ehre, erklärt er uns. Auch wenn es viel Aufwand ist, die Tiere dafür vorzubereiten, macht er das gerne und hat über die Jahre auch schon zahlreiche Preise gewonnen. Bei den Wettbewerben kommt es beim Braunvieh allein auf das Aussehen an, also nicht auf die Milchleistung. So sind ein gerader Rücken, die Rahmenbemuskelung, die Füße, der Euter und das Gesamtbild entscheidend.
Alles in allem ist das Montafoner Braunvieh also die perfekte Rasse für die Montafoner Kulturlandschaft und wir sind froh, dass es so engagierte Landwirte wie Daniel gibt, die unsere Kulturlandschaft pflegen, gleichzeitig extensive Landwirtschaft betreiben und die vom Aussterben bedrohte Rasse wieder züchten und verbreiten.