Am 08. März 2020 wird die Pfarrkirche Schruns zum Münster erhoben. Damit ist sie das erste Münster in Österreich. Dazu sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, wie Größe der Kirche, Größe der Orgel etc. Außerdem muss die Kirche vorher eine klösterliche Niederlassung gewesen sein. All das trifft auf Schruns zu. Die Erhebung muss vom Diözesanbischof vorgenommen werden, das ist für Schruns der sehr umgängliche und offene Bischof aus Feldkirch Benno Elbs.
Gerade auch die Kirchtürme prägen die Montafoner Kulturlandschaft. Die großen Kirchen mit ihren Türmen sind in der ansonsten (zumindest früher) eher kleinteiligen Bauweise des Tals stark präsent und Ausdruck der zum Zeitpunkt des Baus starken Religiosität. Viele der heute barocken Kirchen sind allerdings keine Neubauten, sondern wurden in der Zeit des Barock auf den neuen Baustil angepasst.
Barock ist die Kunst der Gegenreformation aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit großem Formenreichtum und einer intensiven Bilder- und Skulpturenwelt. Häufig finden sich unter der barocken Schale noch Zeugnisse der vorherigen Baustils, wie z.B. gotische Spitzbogenfenster in den Pfarrkirchen Tschagguns und St. Gallenkirch.
Künstler aus dem Montafon sind aus der Zeit praktisch keine bekannt, viele Figuren und auch Altäre in den Kirchen stammen von den Tiroler Bildhauern Johann Ladner und Andreas Kölle (beide 18. Jh.). Aber auch aus dem Bodenseeraum waren Künstler tätig, wie z.B. der Maler Jacob Carl Stauder aus Konstanz, von dem das Hauptaltarbild der Pfarrkirche Bartholomäberg stammt.
Die überwiegend dem Barock zugeordnete Pfarrkirche Bartholomäberg besticht neben ihrer sensationellen Aussichtslage durch ihre originale Altholzeinrichtung, die Kassettendecke, den gotischen St. Anna-Flügelaltar, ein romanisches Vortragekreuz (aus den Jahren 1225-50, wobei in der Kirche aus Sicherheitsgründen nur eine Kopie ausgestellt ist), eine spezielle Eisentür sowie eine besondere Orgel aus dem 18. Jh. Sie wird als schönste Barockkirche Vorarlbergs bezeichnet. Von Montafon Tourismus und den Montafoner Museen werden hier auch regelmäßig Führungen angeboten.
Titelbild: Pfarrkirche Schruns. (Foto: Manfred Schlatter)
Pfarrkirche Vandans. (Foto: Manfred Schlatter)
Kirche Gargellen. (Foto: Manfred Schlatter)
Ebenfalls aus dem Barock stammt der Pfarrhof in Bartholomäberg, der neben der Volksschule steht und entgegen dem äußeren Anschein nicht komplett in Stein gebaut ist, unter dem östlichen Teil des Verputzes befindet sich konventioneller Montafoner Holzstrick.
Nicht nur die bemerkenswerte Pfarrkirche St. Gallus in St. Gallenkirch ist im spätbarocken Rokoko-Stil gehalten, Barock findet man im Montafon auch in der Litzkapelle in Schruns, der markant auf einem Hügel mitten im Ort stehenden Kapelle Maria Schnee in Gaschurn und dem Venser Bild in Vandans. In Gargellen findet sich in der Kirche St. Magdalena mit dem rechten Seitenalter eines der ersten Kunstwerke des Barock im Montafon. Der Altar könnte von einem Vorfahren der im Montafon tätigen Künstlerfamilie Bertle stammen.
Kapelle Maria Schnee, Gaschurn. (Foto: Manfred Schlatter)
Litzkapelle in Schruns. (Foto: Manfred Schlatter)
Die 19 Kirchtürme im Montafon zeigen Stile von der Spätgotik bis zur Moderne, am auffälligsten ist die Form des Barock. 7 Kirchtürme sind nach dem Vorbild Bludenz und damit der süddeutschen Bauweise (auch die Barockkirche Bartholomäberg) mit Zwiebelturm und achteckiger Glockenstube gestaltet. Die Innerberger Kirche (Bartholomäberg) zeichnet dagegen ein eckiger Spitzhelm auf dem Turm aus. Auch die Pfarrkirche St. Anton hat einen geraden, sehr spitzen (und übrigens schiefen!) Turm, beide Türme sind also eher vom Spätmittelalter denn vom Barock inspiriert.
Mit 57m ist der Silbertaler Kirchturm der mit Abstand höchste, mit 5m der Kirchturm in Latschau der niedrigste im Montafon. Außerdem ist die Silbertaler Kirche die einzige Kirche im Montafon, deren Eingang nach Osten ausgerichtet ist, normalerweise ist der Eingang von der Westseite.
Lukas Tschofen-Stube. (Foto: Manfred Schlatter)
Kapelle Rüti. (Foto: Manfred Schlatter)
Chor der Pfarrkirch, Tschagguns. (Foto: Manfred Schlatter)
Kirche Tschagguns. (Foto: Manfred Schlatter)
Über die Kirchen hinaus sind nicht sehr viel kunsthistorische Bauten im Tal vorhanden. Ausnahmen gibt es aber dennoch, so ist die Lukas Tschofen-Stube aus Gaschurn von 1681 nach der eher zufälligen Rettung vor ihrer Vernichtung über einer Reise nach Bregenz seit 1988 wieder in Gaschurn gelandet und im Gemeindezentrum von Gaschurn eingebaut. Das Wappen an der Decke, die Tür und der Kachelofen sind immerhin original erhalten und sehr sehenswert. Die kostenlose Besichtigung läuft über das Tourimusbüro Gaschurn, dort im Obergeschoss befindet sich die Stube.
Viel mehr lesenswerte Infos zu den Kirchen und der Kunstgeschichte im Montafon finden sich vom Kunsthistoriker und Montafonexperten Dr. Andreas Rudigier im Band 3 der Montafoner Geschichte auf den Seiten 251-323.