Herausgeber: Andreas Brugger

Diese Autobiografie vom Montafoner Arzt Dr. Hermann Sander wurde von seinem Sohn, dem im Montafon tätigen Historiker Dr. Andreas Brugger, herausgegeben. Sie enthält im ersten Teil die Erzählungen seines Vaters über dessen Kindheit und Jugend bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Daran schließt sich ein Teil an, der sein restliches Leben kurz umreißt und überwiegend dem Wirken von Hermann Sander im Wintersport im Montafon gewidmet ist und den der Herausgeber verfasst hat. Das sehr interessante Buch enthält damit drei Schwerpunkte: Schule (Gymnasium) und Kindheit von Hermann Sander, dann Ausbildung und Medizinstudium mit parallelem Fronteinsatz als Offizier im Zweiten Weltkrieg sowie sein daran anschließendes Engagement für den Sport im Montafon.

Hochinteressant ist die „Normalität“, in welcher der Autor trotz Krieg und Fronteinsatz sein Medizinstudium absolvieren kann und mit welcher „Normalität“ er im Einsatz als Sanitätsoffizier von verwundeten und toten Kameraden schreibt. Der Leser erhält aus Sicht eines jungen Arztes einen Einblick in den Alltag eines Bürgers des Ständestaates und des – nach dem sogenannten Anschluss Österreichs – Dritten Reiches.

Bemerkenswert ist, mit wie wenig Aufhebens und wie viel Sachlichkeit er vom Kriegsgeschehen berichtet, wie er in den letzten drei Monaten des Krieges noch sein Studium beendet und kalkuliert gerade noch aus dem umzingelten Berlin abreist (nein, nicht flüchtet) und im Montafon den letzten Auftrag erhält, in Maria Rast (Schruns) ein Lazarett aufzubauen.

Einzelne Anekdoten in Schule und Hochschule sowie vom Kriegseinsatz lockern die sonst sehr an Fakten und dem zeitlichen Ablauf ausgerichtete Erzählung auf. Über das Privatleben des Arztes erfährt man wenig, ebenso über die Brutalitäten des Krieges. Anders, wie z.B. im Buch „Im Auge des Jägers. Der Wehrmachtsscharfschütze Sepp Allerberger“ wird hier nicht detailliert von der Grausamkeit des Krieges am Beispiel eines einzelnen Soldaten berichtet, vielmehr bleibt der Bericht von Dr. Sander auf einem abstrakten Niveau, ohne jedoch den Leser im Unklaren darüber zu lassen, welche Entbehrungen und Erlebnisse der Einsatz an der Ostfront für jeden Soldaten und gerade für einen Offizier im Sanitätsdienst mit sich brachte.

Dr. Hermann Sander mit seinem Sohn und Herausgeber des Buches Dr. Andreas Brugger. Buch Seite 147.

Insgesamt ein lohnenswertes Buch für alle, die sich für die Geschichte im 20. Jahrhundert am Beispiel der Erlebnisse eines bekannten Montafoners interessieren. Extrem erfreulich ist, dass der besonnene und durch viele andere Publikationen ausgezeichnete Herausgeber es beim Originaltext seines Vaters weitgehend belassen hat und nur Nachweise und den Ergänzungsteil über sein Leben nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzt hat. So ist der Genuss dieses Dokuments der Zeitgeschichte für jeden Leser authentisch und aus erster Hand. Erworben werden kann das Buch im Heimatmuseum oder im Schreibwarengeschäft von Thomas Jenny, beide in der Fußgängerzone in Schruns.

Dr. Hermann Sander, Buch Seite 15.

Dr. Hermann Sander, Buch Seite 39.

Dr. Hermann Sander, Buch Seite 87.

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