Ohne Eingriff des Menschen würde sich in Vorarlberg bis zur Baumgrenze und mit Ausnahmen von Seen, Sümpfen und Mooren überall Wald entwickeln. Wald ist eine eigene Welt und ein kompliziertes Ökosystem. Pilze, Säugetiere, Insekten, Sturm und Feuer gehören immer dazu, der Mensch ist dagegen nicht nötig. Der Wald ist das produktivste Landökosystem und als Sauerstoffproduzent und Kohlendioxidsenker eine wichtige Einflussgröße des globalen Klimas.

Der Wald in Vorarlberg besteht in niedereren Lagen aus Buchenmischwäldern, in höheren Lagen aus Fichtenmischwäldern. Wichtigster Baum ist die Fichte mit über 50% Anteil, die Tanne kommt auf 25%. Die Waldgrenze liegt bei 1700m und bis 2000m in den höheren Alpen wie dem Montafon. 2/3 des Baumbestandes des Landes liegt über 1000m.

Funktionen des Waldes, wobei die Multifunktionalität häufig zu Zielkonflikten führt:

  • Nutzfunktion, Bereitstellung des Rohstoffes Holz als Bau-, Werk- oder Brennstoff und damit Existenzgrundlage des gesamten holzverarbeitenden Gewerbes, welcher die regionale Wertschöpfung fördert. Holz und Holzprodukte sind neben dem Fremdenverkehr Österreichs wichtigster Exportartikel. Holz als Baustoff speichert CO2 langfristig und entzieht es der Atmosphäre. Holz als Brennstoff ist CO2-neutraler Energieträger.
  • Schutzfunktion: Vielfältiger Mischwald schützt die Täler am besten vor Erosion, Rutschungen, Muren, Steinschlag, Lawinen und Hochwasser und ist der effektivste Schutz gegen alpine Naturgefahren und deutlich günstiger als technische Verbauungen. Bäume in der Kampfzone des Waldes (an der Waldgrenze) sind immer Schutzwald. Es werden folgende Schutzwälder unterschieden:
    • Standortschutzwald wird zur Verhinderung von Erosion, Rutschungen o.ä. benötigt.
    • Objektschutzwald schützt direkt Menschen, Siedlungen, Kulturlandschaft etc.
    • Bannwald ist ein von den Behörden besonders unter Schutz gestellter Objektschutzwald.
  • Wohlfahrtsfunktion: Klimaausgleich, Bildung von Wasserreserven und Wasserspeicher (von 100 Liter Wasser hält der gesunde Waldboden 90 zurück!) Wasserreinigung, Filterung von Luftschadstoffen, CO2-Bindung, Verzögerung der Schneeschmelze und von Hochwasserspitzen.
  • Erholungsfunktion: Erholungsgebiete für Ballungszentren und in touristischen Gegenden. Dabei sind die Grenzen der Belastbarkeit zu beachten. In Vorarlberg wird diese durch das Projekt „Respektiere Deine Grenzen“ umgesetzt.
  • Lebensraumfunktion: Durch das Forstgesetz wird der Wald als unverzichtbarer Lebensraum für Pflanzen und Tiere anerkannt, die in ihre Wechselwirkungen das Ökosystem Wald bilden. Insbesondere Jagd und Forst haben daher nach der Idee des Gesetzes eng zusammenzuarbeiten, auch wenn deren Ziele häufig gegenläufig sind.
Ausblick von oberhalb der Lindauer Hütte im Gauertal mit Blick auf Bartholomäberg. (Fotos: Manfred Schlatter)
Wald ist eine eigene Welt und ein kompliziertes Ökosystem.
Gefährdungen des Waldes:

  • Luftschadstoffe aus Industrie, Verkehr und Haushalt. Führt zu Verlichtungen in den Baumkronen bzw Bäume werden krank und sterben ab. 45% der Bäume in Vorarlberg sind davon betroffen.
  • Schadinsekten, insbesondere Borkenkäfer wie Kupferstecher, Buchdrucker und Nutzholzbohrer, aber auch andere Insekten bei Massenvermehrungen.
  • Witterung: Stürme, Starkniederschläge, Trockenheit, Frost, Schnee, Lawinen, Muren….
  • Wildschäden durch Verbeißen, Verfegen und Schälen der Bäume. In Vorarlberg sind ca. 50% der jungen Bäume betroffen. Daher sind die Populationen von der Jagd im Griff zu halten.

 

Insbesondere in Vorarlberg hat die Forstwirtschaft mit einem (ständig zunehmenden) Waldanteil von 1/3 der Landesfläche und einem Schutzwaldanteil von 50% eine enorme Bedeutung. 2/3 der Fläche des Montafon sind Wald, wobei ca. 90% Schutzwald für die Siedlungen im Tal darstellt.

In Vorarlberg wächst doppelt so viel Holz nach, wie genutzt wird, was eine Überalterung der Bestände zu Folge hat. Der Holzvorrat in Vorarlberg beträgt rund 23,6 Mio Festmeter. 3500 Menschen arbeiten in der Forst- und Holzwirtschaft. Der Wald ist überwiegend in (eher kleinteiligem) Privatbesitz, im Süden des Landes aber auch Gemeindebesitz, Stand Montafon Forstfonds etc.

Problematisch ist der jahrelange Preisverfall der Ware Holz und dem damit verbundenen, kaum mehr wirtschaftlich realisierbaren Nutzung des Waldes, obwohl das strategische Ziel eine höhere Nutzung ist. Erst mit dem starken Anstieg des Ölpreises ist auch der Holzpreis moderat gestiegen.

Blick von der unteren Fratte mit Blick Richtung Innerfratte/Gargellen.

Heute wird zum Teil mit großem technischen Aufwand, der von extra errichteten Seilbahnen bis zum Einsatz von Hubschraubern reichen kann, das Holz auch in steilen Lagen geschlagen. Der vom Stand Montafon verwaltete Forstfonds des Tales bewirtschaftet dabei vor allem die höheren Lagen, ab ca. 1500m und ist mit knapp 9000 ha Grund- und Waldflächen im Montafon der größte Waldbesitzer Vorarlbergs.

Seit über 20 Jahren wird das Bergwaldprojekt im Montafon durchgeführt. Eine schweizer Organisation vermittelt dazu ehrenamtliche Helfer an den Stand Montafon, die je eine Woche bei einem speziellen Projekt wie z.B. der Schutzwaldsanierung verbringen und denen von Fachleuten dabei die Bedeutung des Bergwaldes nähergebracht wird. Infos unter www.bergwaldprojekt.ch

Eine weitere Möglichkeit, sich dem Thema Wald im Montafon zu nähern bietet die inzwischen über 10 Jahre bestehende Silbertaler Waldschule, welche vom Kristberg in rund 15 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Diese bietet vor allem Programme für Kinder, aber auch eine Exkursion im Rahmen der Jungjägerausbildung findet dort statt. Infos: www.silbertaler-waldschule.at

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