Interview mit Martin, Mini-Funkenbauer aus Leidenschaft
Servus Martin, Du bist nicht nur als Vermieter vom Haus Topa im Montafon bekannt, sondern auch als Mini-Funkenbauer. Was hat es damit auf sich und wie kamst Du dazu?
Durch die vielen Lockdowns hatten wir alle einen Stillstand in unserem Gastgeberdasein erlebt. Im Februar jeden Jahres ist ein kultureller Glanzpunkt im Montafon das Funken abbrennen. Dieses Ereignis symbolisiert das Erwachen einer hellen, fröhlichen, fruchtbaren Zeit. Wie wir alle wissen, ist dieses Feiern nicht erlaubt gewesen. Das Funken abbrennen ist ein Highlight im Jahresablauf und hat eine hunderte Jahre alte Tradition.
Viele Gespräche, E-Mails von Gästen und Überlegungen mit meinem iranischen Freund Reza und dessen Frau Eliana haben dazu geführt, das Projekt „Mini Funken“ mit Montafon Tourismus zu starten und umzusetzen. Danke an Manuel und Daniela! Wir hatten einen Monat Zeit, um viele Funken mit unseren Händen entstehen zu lassen. Die vielen Bestellungen und Fotos von Gästen beim Verbrennen des Mini-Funkens bestätigen die Richtigkeit dieser Entscheidung.
Wie werden die Mini-Funken produziert?
Gemeinsam leimen wir als erstes die zwei Plattformen mit den vier Steher zusammen. Anschließend wird jedes einzelne Holzstück zu einer Sechskantsäule von Hand zusammengebaut. Danach erfolgt das Einsetzen des mittleren Stammes, der die Tanne des großen Funkens symbolisiert. Dieses Jahr füllen wir die Mini-Funken mit gehackten Holzleisten, damit er länger brennt. Zuletzt wird eine Handvoll Holzwolle daraufgesetzt und verleimt. Sie symbolisiert die Äste der Dachkrone von der Tanne. Für einen „Mini Funken“ braucht man ca. 1 Std. Maschinenzeit und 2 Std. Handarbeit. Allein die Materialkosten belaufen sich auf über 60% vom Verkaufspreis.
Ist das Mini-Funkenbauen ein gutes Geschäft?
Für mich ist es kein Geschäft. Der Erlös wird für das Näherbringen unserer Montafoner Kultur verwendet, die geprägt ist durch Landwirtschaft, Musik, Handwerk, Stromerzeugung, Gastronomie und Tourismus. Er kommt außerdem meinen persisch-iranischen Freunden zu Gute. Sie leben seit fünf Jahren bei uns und gestalten ihr Leben mit Arbeit, Schule und Freizeit wie wir auch. Der Weg der Integration hat jedoch viele Stationen und Abschnitte. Einer davon ist das Bauen und Auseinandersetzen mit dem Kultur Thema Funken. Die Aktion ist geprägt durch Idealismus, Einstehen für Brauchtum und bildet eine Plattform für Begegnungen zwischen den Menschen. Der Funken ermöglicht uns, im Freiem mit dem Element Feuer ein Fest zu feiern.
Wo kann man die Funken bestellen, wie werden sie geliefert und was kosten sie?
Für das kommende Funkenwochenende im März 2022 gibt es zum bestehenden fertigen Mini-Funken auch einen Selbstbausatz, der mit den eigenen Händen aufgebaut werden kann. Zurück bleibt die Erinnerung an seiner Fähigkeit, etwas zu Gestalten und beim Verbrennen des Funkens mit Familie und Freunden ein Fest zu feiern mit Punsch und Funka-Küachle.
Ein fertiger „Mini Funken kostet 55,- € und der Bausatz 44,-€ und ist unter minifunken@topa.at bestellbar.
Mit was beschäftigst Du Dich denn, wenn Du keine Mini-Funken baust?
Durch meine diversen Ausbildungen beschäftige ich mich neben meiner Funktion als Vermieter im Haus TOPA mit Spirituellem, Wandern, Pilgern im Montafon, Diabetes, Philosophie, Lesen, Schreiben, Freundschaften pflegen, auf die Mutter achtgeben, u. v. m.
Um konkret zu werden, in Bearbeitung ist eine Philosophenecke in einer Ferienwohnung. Der Gast sucht sich ein vorgegebenes Bild aus, das er selbst zusammenbaut. Wenn es fertig ist, treffen wir uns am Abend und machen unsere Gedanken über das entstandene Werk.
Das heutige Haus „TOPA“ haben meine Eltern Anton und Anna Mangeng mit viel Schweiß, Sparsamkeit und intensiver Anstrengung selbst aufgebaut und abbezahlt. Viele Gäste aus Deutschland, die unsere Ferienzimmer mit Frühstück beehrten, betreute meine Mutter zusätzlich mit kulinarischen Köstlichkeiten nach einem intensiven Wandertag. Da Sie Berufsköchin war, hat sie ihr ganzes Wissen und Können aufblühen lassen zur Freude aller. Viele Erlebnisse und Geschichten mit Gästen erzählt Sie heute noch gerne. Das Leben war geprägt durch die Arbeit der Hände und das viele Gehen, bis alles seine Richtigkeit hatte.
Deshalb war der Umbau vor vier Jahren in zwei Ferienwohnungen ein logischer und kleiner Schritt. Dadurch ergab sich der Name „TOPA“ aus der Geschichte aller Beteiligten. TOPA bedeutet: Fuß- und Handabdruck. In Ergänzung dieser Definition geschieht dies auch im geistigen Sinn. Unsere Gäste von damals und heute lassen nicht nur sichtbare Spuren zurück, auch geistige positive Einstellungen erfüllen unser Haus. Hier lebe ich inzwischen auch wieder selber, denn dort wo ich lebe ist Heimat.
DANKE für den Einblick in das von Dir neu erfundene Handwerk des Mini-Funkenbauers, lieber Martin und alles Gute dafür sowie viele zufriedene Gäste im Haus Topa.
Fotos: Philipp Schilcher – Montafon Tourismus GmbH

