Interview mit Leonie Salzgeber (Jahrgang 2002) aus Schruns, die derzeit in den USA ihre Fußballkarriere und ihr Studium verfolgt

Liebe Leonie, DANKE, dass Du Dir für ein kurzes Gespräch in Deiner Sommerpause Zeit nimmst. Erzähl mal, wie hat denn das alles angefangen mit Dir und dem Fußball?
Vielen Dank für die Einladung! Also ich spiele Fußball seit ich 4 Jahre alt bin. Sport war schon immer eine große Leidenschaft von mir, natürlich fahre ich auch gern Ski und geh im Sommer in die Berge wandern. Aber Fußball ist einfach meine große Liebe. Ohne Fußball geht gar nichts für mich. *zwinkert*.

 

Und wie bist Du mit dem Fußball schließlich nach USA gekommen?
Zuerst hab ich beim FC Schruns gespielt, dann mit 11 Jahren kam ich in die Vorarlberger Auswahl. Das war dann schon auch anstrengend, 3-4x die Woche Training und dazu musste ich immer ins Unterland gefahren und wieder abgeholt werden. Zum Glück stehen meine Eltern und meine Schwester, aber auch Ahna und Ehni, seit Anfang an hinter mir. Sonst wäre das nicht zu schaffen. Mit 15 habe ich dann im U17 Nationalteam von Österreich gespielt und bei der Qualifikation für die EM 2019 teilgenommen. Wir haben die Quali auch geschafft und waren in Bulgarien bei der Europameisterschaft dabei, allein das war ein Riesenerfolg für Österreich. Das war mein größtes sowie emotionalstes und unvergesslichstes Erlebnis bisher im Fußball. Super war, dass ich bei dem Spiel gegen Deutschland in der Gruppenphase von einem Scout der Agentur Wagner&Woolf entdeckt worden bin. Dieser hat mir dann erzählt, dass sie Spielerinnen nach Amerika vermitteln und daraufhin habe ich mir gedacht: Warum auch nicht? So eine Riesenchance in einem Land, in dem der Frauenfußball so einen hohen Stellenwert und so ein hohes Niveau hat, die muss ich wahrnehmen, das kommt vielleicht nicht wieder. Und so bin ich seit August 2020 in South Alabama an der dortigen Universität und studiere Sportmanagement auf Bachelor und spiele den ganzen Tag Fußball *grinst*. Es ist einfach klasse, dass sich alles um Sport dreht, das ist genau meins.

 

Den ganzen Tag Fußball?  Wie sieht denn ein normaler Tag für Dich aus?
Also um 06:00 Uhr stehen wir auf, dann – natürlich – Coronatest und danach Krafttraining, ab 10:30 Uhr sind wir an der Uni bis zum Mittagessen. Durch Corona sind viele Kurse aber online. Danach sind wir eine Stunde in Behandlung, also Physiotherapie, Verletzungsvorbeugung, Regeneration, etc. Um 14:30 Uhr haben wir Videoanalyse, um 15:00 Uhr Training und um 18.00 Uhr Abendessen. Danach steht lernen oder mal Freunde treffen und früh schlafen gehen auf dem Programm. Partys stehen nicht im Vordergrund, denn während der Saison dürfen wir keinen Alkohol trinken, das ist sehr streng. Das Trainingsgelände ist einfach massiv groß und wir haben echt unglaublich professionelle Bedingungen, es ist einfach super, was für ein hoher Stellenwert der Sport dort hat.

Und wo lebst Du dort und wie finanzierst Du das?
Die Uni ist sehr groß, da sind direkt Studentenwohnheime auf dem Campus sowie die Mensa. Wir sind insgesamt 20.000 Studenten, also mehr als das Montafon Einwohner hat. Mein Team besteht aus rund 50% Amerikanerinnen, der Rest der Mädels kommt aus der ganzen Welt, das ist schon interessant und cool. Zum Glück habe ich mit der englischen Sprache keine Probleme, ich hab mich da sehr schnell reingefunden. Außerdem bekomme ich ein Vollstipendium vom Team, anders wäre das nicht zu finanzieren, denn das Stipendium ist 75.000 Euro im Jahr wert.

 

Und jetzt hast Du Ferien, wie geht’s danach weiter?
Ja, ich bin jetzt 2,5 Monate zu Hause, habe 5 Wochen ein Praktikum in der Schweiz absolviert und besuche viele Freunde hier im Montafon, aber auch in Dornbirn und Umgebung, die ich von meiner Zeit dort kenne. Im Herbst werde ich an die Keiser University nach Miami wechseln zu den NAIA National Champions von 2019 und 2020. Über Weihnachten komme ich dann wieder 2 oder 3 Wochen heim und gehe auch Skifahren, wenn es mein Trainer aufgrund der Verletzungsgefahr erlaubt.

 

Das hört sich insgesamt nach wenig Freizeit an. Was vermisst Du denn am meisten, wenn Du in USA bist?
Ja, für viel anderes bleibt wenig Zeit, aber ich mach ja das, was meine Leidenschaft ist, das passt gut. Am meisten vermisse ich unser Essen, die Berge und meine Familie. Das Montafon ist einfach meine Heimat und wird es immer sein. Das amerikanische Essen ist echt eine Katastrophe, denn alles ist mit viel Zucker und Fett. Gerade als Sportler muss man ja auf die Ernährung achten und es werden auch Kalorien gezählt, da war das für mich eine brutale Umgewöhnung.

Das heißt, Du bleibst nicht auf Dauer in Amerika oder wie sieht Deine Karriereplanung aus?
Nein, auf gar keinen Fall. Ich will wieder zurück ins Montafon, dies ist natürlich noch völlig offen, wann das so sein wird. Das habe ich meiner Familie sofort klar gemacht und das gilt auch wenn ich jemand in Amerika kennenlernen würde. Familiengründung gibt’s für mich nur „daheem“ im Muntafu. Jetzt mach ich erst mal mein 4-jähriges Studium fertig. Vielleicht häng ich dann auch noch einen Master dran in L.A oder New York, das könnte schon sein. Fußballtechnisch muss ich halt sehen, wie es läuft. Im Frauenfußball können nur die besten Profifspielerinnen davon leben und ein Verletzungsrisiko gibt es auch immer. Deshalb studiere ich Sportmanagement, denn ich will in den Profifußball. Ob dies dann als Spielerin oder Teammanagerin klappt, werden wir sehen. Aber klar ist, Fußball bleibt. Ein Traum von mir ist ganz klar, einmal mit dem A-Nationalteam in ein Stadion einzulaufen. Aber ich schau, was sich ergibt. Ich gebe immer mein Bestes und so lange es läuft, mach ich weiter und nutze meine Chancen.

 

Liebe Leonie, vielen Dank für Deine Offenheit und viel Erfolg und Glück auf Deinem Weg. Du bist derart engagiert und zielstrebig, Du wirst Deinen Weg im Fußball machen, in welcher Weise auch immer. DANKE & ALLES GUTE!

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