Interview mit Michael „Mike“ Walch, Jahrgang 1991, aus Schruns.

Servus Mike, wir treffen uns hier in Deiner kleinen Werkstatt in Schruns, direkt am Litzdamm. Was machst Du hier?

Hier lebe ich meine Leidenschaft aus und mache Messer. Mit einem Stahl-Rohling fang ich an. Beim Stahl achte ich darauf, dass der aus Österreich kommt. Nur Damast-Stahl beziehe ich aus Japan oder Schweden. Für das Messer baue ich ein Holzmodell und übertrage dessen Maße auf den Stahl-Rohling. Dann wird das Messer ausgeschnitten und hat schon grob die Form des endgültigen Produkts. Die eigentliche Arbeit beginnt dann aber erst, das Schleifen. Zunächst wird das Messer angeschliffen, also die Schneide geschliffen. Danach muss das Messer gehärtet werden. Bei normalem Stahl kann ich das selber machen, bei rostfreiem Stahl ist das zu aufwendig, da hab ich jemand in Niederösterreich, der mir das macht. Nach der Härtung des Stahls mach ich noch den Endschliff, damit das Messer richtig scharf wird und gut schneidet. Meine Messer haben in der Regel einen Konvexschliff. Die schmale Klinge ist nicht gerade, sondern hat einen leichten Bogen. Das unterscheidet sie von Industrieware, die aus fertigungstechnischen Gründen meist einen Flachschliff haben.

Der Nachteil dabei ist, dass sie einen zweiten Schliff brauchen, damit sie an der Schneide auch wirklich scharf sind. Die Folge ist, dass es auf der Schneide eine Kante gibt. Diese behindert das Messer beim Schneiden durch das Schnittgut. Ein konvex geschliffenes Messer schneidet also besser, flüssiger. Das, was ich mache, ist alles Handarbeit. Das hat auch den Vorteil, dass ich die Messerschneide auf 0,2 – 0,3 mm dünn schleifen kann. Mit Industriemessern geht das nicht.

Am Ende mach ich noch den Griff dran. Da lebe ich mich dann voll aus. Mir ist wichtig, dass meine Messer weg von diesem schwarzen Einheitsbrei gehen. Meine Messer sollen bunt und kreativ sein. So experimentiere ich mit Skateboard-Material, Holzski, Leuchtkunststoffmaterial und was mir alles so einfällt. Vom alten Hotel Taube Schruns habe ich aus dem Tanzboden, der ist aus Buche, einige Teile gerettet, aus denen werde ich auch noch Messergriffe machen. Mein neuestes Projekt ist das Montafoner Messer, das einen Griff kriegen wird, der an die Einlagearbeiten eines Montafoner Tisches angelehnt ist.

Wow, vielen Dank für den Einblick in Deine Kunst. Wie bist Du denn zum Messermachen gekommen, hast Du das gelernt?
Oh nein, ich habe eigentlich zuerst Tischler und dann Veranstaltungstechniker gelernt. Darum habe ich auch 9 Jahre bei den Bregenzer Festspielen als Systemtechniker gearbeitet, das hat mir auch viel Spaß gemacht. Aber dann kam Corona und dann war nicht mehr viel mit Veranstaltungen.

Und da ich schon als Kind immer vom Thema Messer fasziniert war und auch damals schon Messer gesammelt hab, hab ich überlegt, wie ich mit meinem Messervirus Geld verdienen könnte. Und wie man das halt so macht, hab ich mich etwas auf Youtube umgeschaut und ein Video von einem Typ gesehen, der Messer selber gemacht hat. Da hab ich mir schnell gedacht: Was der kann, bringst Du auch hin. Ich hatte mir zuerst überlegt, einen richtigen Kurs zu machen. Am Ende war mir das aber zu teuer und ich hab das Geld in meine erste Messerschleifmaschine investiert und meine ersten Messer gemacht. Es ging nicht lange, dann war mir diese Maschine zu wenig und ich hab eine eigene genau nach meinen Bedürfnissen gebaut.

Zuerst war das auch nur ein Hobby, aber inzwischen will ich das professioneller aufziehen, eine Werkstatt bauen etc. und bin darum gerade mit der Wirtschaftskammer und der Gemeinde Schruns im Gespräch, wie man so was aufziehen kann. Derzeit arbeite ich 2 Tage die Woche als Allrounder/Hausmeister in einem Tourismusbetrieb bei Familie Dönz, aber die meiste Zeit gehört der Messermacherei.

 

Und bist Du der einzige Messermacher in der Gegend oder gibt’s da Konkurrenz?
Nein, Konkurrenz nicht wirklich, professionell betreiben das noch zwei Kollegen in Dornbirn, aber bei uns im Oberland ist mir keiner bekannt, der das über ein Hobby hinaus betreibt.

Es würde mir auch Spaß machen, wenn ich einer kleinen Gruppe direkt bei mir in der Werkstatt zeigen kann, wie man sich selbst ein sehr gutes Messer bauen kann. So ein Kursangebot für Einheimische und Gäste würde dann auch dazu beitragen, dass ich davon leben kann. Denn das wäre mein Traum, mein Hobby endgültig zum Beruf machen zu können. Nur mit Messer machen und schleifen allein wird das aber eher schwierig.

 

Bist Du denn als Messermacher schon bekannt und erhältst Aufträge?
Naja, ich hab zwar je eine Seite auf Insta und Facebook, aber die ganzen Internet- und IT-Themen sind nicht so meins. Ich bin lieber in der Werkstatt als vor dem Computer *schmunzelt*.

Durch Corona war es halt auch schwierig, sich auf Messen oder Märkten zu zeigen. Außerdem, wenn ich ganz ehrlich bin, müsste ich dazu erst mal einen Vorrat produzieren und derzeit komm ich kaum hinterher mit der Produktion. Es hat sich doch schon rumgesprochen, was ich mach, so hab ich schon für einen Laden in Feldkirch Messer gemacht.

Ich war auch schon mit Köchen in Kontakt. Gerade für diese Berufsgruppe gibt es noch Möglichkeiten ihr Werkzeug zu verbessern. Natürlich ist so ein Messer schon eine Investition, so ab 300 Euro je nach Wunsch des Kunden geht es los. Es ist halt alles Handarbeit, alles sind Unikate, dafür sind es wirklich hochwertige Produkte und halten ewig, wenn man sie anständig behandelt. Trotzdem will ich Messer für den Gebrauch machen, das ist mir lieber, als wenn der Kunde sie nur in eine Vitrine stellt, auch wenn mich das natürlich ehrt.

 

Vielen DANK, lieber Mike, für die total interessanten Infos über die Kunst des Messermachens. Alles GUTE für Dein Geschäft!
Mehr Infos zu Mike und seinem Handwerk: Facebook

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