Dieser an der Grenze zwischen Rätikon und Silvretta befindliche Weg mit sensationellen Ausblicken in das umliegende Hochgebirge wurde als Themenwanderweg reaktiviert und teilweise revitalisiert und es werden geführte Wanderungen von den Montafoner Museen angeboten. Die sehr abwechslungsreiche Route beläuft sich auf ca. 150 km und führt von Schruns über das Schlappinerjoch, Klosters, Davos, Zuoz, Samedan und Pontresina über den Berninapass und Poschiavo nach Tirano. 80% entfallen dabei auf Graubündner Grund.

Die Gesamtgehzeit beträgt ca. 43-45h und die Strecke ist auch ohne Hochgebirgserfahrung in 8 Tagen gut machbar. Von Tirano kann man mit der Rhätischen Bahn nach Chur zurückfahren, von dort mit Bus oder Bahn über Feldkirch zurück ins Montafon. Der Montafoner Teil von Schruns bis ans Schlappinerjoch ist in gut 7h erwanderbar.

Über mehrere Jahrhunderte wurde italienischer Wein über Saumwege auf dem Rücken der Pferde aus dem Veltlin (italienisch: „Valtellina“) durch das Puschlavtal (Poschiavo) und das Engadin nach Davos, Klosters und weiter über das Schlappinerjoch ins Montafon und über Gargellen nach Schruns transportiert. Dann wurde der Wein aus dem italienischen Veltlin in wohlhabende Häuser nach Deutschland geliefert. Dem Eingang der Litzkapelle in Schruns gegenüber befindet sich das Fitsch-Haus mit einem schönen Gewölbekeller. In diesem Haus wurde der Wein zwischengelagert.

Der Wein gehört zu den wichtigsten Transitgütern, die nach Norden befördert wurden. Dafür wurde den Saumpferden meist 75l Wein fassende, längliche Fässer („Lägla“) an beiden Seiten des Sattels befestigt. Meist wurden 12 Pferde zusammengebunden, die Säumerei erfolgte in kleinen Karawanen. Die Säumer haben sich die Arbeit aufgeteilt, so dass jeder nur einen Teil der Strecke bedienen musste. Gesäumt wurde meist im Winter, da dann Schlitten und für die Landwirtschaft nicht benötigtes Vieh eingesetzt werden konnte.

Vom Montafon aus wurde über die Via Valtellina Vieh in die Lombardei exportiert, maßgeblicher Umschlagplatz für den Viehhandel war der Schrunser Markt im September, das Marktrecht hatten die Schrunser nach 200 Jahre langem Ringen von Kaiserin Maria Theresia 1752 verliehen bekommen. So entwickelte sich Schruns zum Hauptort des Tals und zum Mittelpunkt des Wirtschaftslebens. Außerdem wurde über den Bregenzer Kornmarkt schwäbisches Getreide in den Süden transportiert, um die wegfallende Getreideproduktion in den kühler werdenden Bergtälern auszugleichen.

Mitte des 19. Jahrhunderts war die Säumerei dann aufgrund des Straßen- und Eisenbahnbaus nicht mehr rentabel und wurde eingestellt. Im nationalsozialistischen Österreich wurden die Grenzen geschlossen und scharf bewacht, um Schmuggler und Flüchtlingen keine Chance zu geben. Dennoch gab es einzelne erfolgreiche Fluchthelfer wie Meinrad Juen, der dutzenden Juden und Wehrmachtsdeserteuren mit profunden Ortskenntnissen die Flucht von St. Gallenkirch in die Schweiz ermöglichte. Heute beschränkt sich die Bedeutung des Schlappiner Jochs auf Wanderer, eine in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts geplante Straßenverbindung zwischen Gargellen und Klosters wurde trotz grenzüberschreitender Erschließungseuphorie – zum Glück für die Landschaft – nicht realisiert.

 

Empfehlenswerte Lektüre zum Thema Via Valtellina: Friedrich Juen, Michael Kasper, Andreas Rudigier (Hrsg.): Die Via Valtellina Montafon, 2012.

Foto: Manfred Schlatter
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner