Interview mit den Inhabern des Alp-Lädili Montafon, Sonya und Timo Hallek aus Bartholomäberg

Grüaßd Eu, Sonya und Timo. Ihr habt an Ostern 2020 einen Online-Shop für Montafoner Produkte quasi aus dem Boden gestampft. Wie kam es dazu?
Die Idee gährt schon lange in uns, aber mit dem Corona-Lockdown hat die Sache eine plötzliche Brisanz erhalten, denn viele unserer Gäste und Montafon-Fans haben uns gefragt: Wie kommen wir denn jetzt an den guten Montafoner Käse? Für uns selbst gehört regionales Essen in einer Urlaubsregion auch zum Ferienerlebnis, so dass wir unsere Gäste gut verstehen konnten. So haben wir dem Impuls nachgegeben und einen Online-Shop für Käse, Wurst, Steinschafprodukte und andere Spezialitäten aus der Alp- und Landwirtschaft des Tals aufgebaut. Dabei waren uns folgende Kriterien wichtig: 100% Montafon, direkt vom Bauern, bio, nachhaltig! Ungefähr an Ostern waren wir am Start, mit einer Social-Media-Marketing-Welle haben wir dann auch schnell eine überraschend positive Resonanz erzielt.

 

Und die Logistik läuft problemlos? Stichwort Kühlkette, Versandkosten etc.?
Naja (beide lachen), es waren schon einige Hürden zu überwinden. Zunächst versenden wir nur innerhalb von Österreich und nach Deutschland, das ist handel- und bezahlbar. Das Problem sind neben den Portokosten auch die Laufzeiten der Päckchen, denn die Kühlkette der Lebensmittel muss unbedingt eingehalten werden. Da spielt die Kühlverpackung eine entscheidende Rolle, die im Markt verbreitet angebotenen Möglichkeiten haben uns da überhaupt nicht zugesagt, ökologisch und finanziell für uns Kleinunternehmer absolut nicht tragbar. Wir haben aber einen Zufallstreffer gemacht.

Beim Testen einer Isolierung aus recyceltem PET (Flaschenplastik) haben wir festgestellt, dass das Material so ähnlich ausschaut wie die Wolle vom Montafoner Steinschaf. Also haben wir gleich mit dem „Original“ herumexperimentiert und verwenden jetzt eine weitgehend ökologische Verpackung aus Karton, isoliert mit Wolle vom Montafoner Steinschaf. Wir nennen das Isolierpaket Molly und werden es auch separat vertreiben an andere Händler, die Lebensmittel im In- und Ausland versenden. Darum haben wir Molly auch für die Teilnahme am Green Product Award eingereicht, wir sind sehr gespannt, was dabei rauskommt. Und die mehrfach nutzbaren Kühlakkus machen wir auch noch selbst, da sind nur biologisch abbaubare Inhaltsstoffe drin. Somit lassen sich diese auch recyceln und halten die Päckchen bis 48h kühl, auch bei heißem Wetter. Und am Ende ist das auch für den Kunden noch bezahlbar, sonst würde es ja auch keinen Sinn machen.

 

Wow, Ihr seid ja mega-innovativ! Sind Eure Lieferanten dankbar dafür, habt Ihr Euch da ein Netzwerk aufgebaut?
Ja, das war auch nicht so einfach, aber inzwischen haben wir doch zahlreiche Zulieferer, mit denen wir verlässlich zusammenarbeiten. Wir brauchen halt eine gewisse Liefersicherheit, wenn der Kunde bestellt, hat er bereits die Zahlung getätigt und will umgehend die Ware erhalten und nicht 1 oder 2 Wochen warten. Das sind die Kunden aus dem Online-Shopping von den großen Anbietern einfach gewohnt. Mit zahlreichen Alpen wie Zamang, Lün, Latons, Tilisuna und Garnera arbeiten wir erfolgreich zusammen, aber auch mit Landwirten wie Bernhard Schrottenbaum in Schruns, oder Thomas Ganahl in Innerberg, Kristahof in Tschagguns, Ferdi´s in Gaschurn, Sabine Fitsch in Gaschurn und Harald Bitschnau (Verner‘s 2020) am Bartholomäberg klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Wir brauchen halt eine gewisse Professionalität in der Erzeugung der Lebensmittel, außerdem eine vernünftige Lieferfähigkeit und auch eine Rechnung dafür, es hilft ja nichts.


Ihr seid ja nun nicht wirklich gebürtige Montafoner. Was hat Euch hierher verschlagen?

Wir kommen beide aus Deutschland, Sonya aus der Region Pforzheim und Timo aus der Region Hannover. Das Montafon ist aber unsere Wahlheimat, schon viele Jahre sind wir bis zu 10x im Jahr ins Montafon in Urlaub gefahren. Und als sich 2013 die Möglichkeit geboten hat, haben wir alle Zelte in Deutschland abgebrochen und sind ins Ländle ausgewandert, seit 2015 wohnen wir in Gantschier/Bartholomäberg und sind sehr glücklich damit. Uns liegen die Berge und die Natur hier, das ist einfach unser Traum, den wir uns verwirklich haben. Stadtluft hatten wir einfach schon genug in unserem Leben. Und mit dem Ladenprojekt helfen wir vielleicht dem Tal, seine Produkte auch in fernere Regionen abzusetzen und damit bei den Gästen auch im Kopf zu bleiben.

 

Und was macht Ihr beruflich, könnt Ihr vom Alp Lädili leben?
Nein, nicht wirklich, das ist eher noch unser Hobby. Sonya ist Architektin, aber nicht mehr in ihrem Beruf tätig da sie sich derzeit um die Tochter kümmert, Timo ist selbständiger Software-Entwickler und kann damit zum Glück von überall aus arbeiten. Der Onlineshop hat zwar als Corona-Zeitvertrieb begonnen, wird nun aber als selbstständiges Gewerbe im Einzelhandel von Sonya geleitet und soll weiter wachsen. Die Absatzmärkte bieten noch viel Potenzial und diese gilt es durch Marketing und Social Media zu erreichen. Zudem bietet das Lädili die Möglichkeit, hier im Tal eine gewisse Vernetzung herzustellen, da von Vielen dieselben Ziele verfolgt werden. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zum heimischen Einzelhandel, eher als Ergänzung. So bieten wir auch Gastgebergeschenke, Frühstückskörbe und direkte Gästebelieferung für andere Vermieter an und liefern diese kostenfrei aus. Wir versuchen also ständig, uns weiterzuentwickeln. Und wir sind inzwischen der offizielle Online-Shop von bewusstmontafon, das freut uns natürlich sehr und spornt uns auch an.

 

Vielen Dank für Eure aufschlussreichen Infos und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Eurem Online-Shop!

Erreichbar unter: www.alp-laedili.at

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