Das Montafon als Hochgebirgstal ist seit jeher den Elementen in besonderer Weise ausgesetzt. Insbesondere durch die Rodung der Wälder für den Bergbau und die Landwirtschaft in den frühen Besiedlungsformen wurden die natürlich Gefahren für die Bevölkerung, die Tiere und die Gebäude sowie die gesamte kultivierte Landschaft erheblich verschärft.

Dabei stellen Wasser, Muren und Lawinen in gleicher Weise eine große Gefahr dar. Obwohl heute eine Behörde des Lebensministeriums, die „Wildbach- und Lawinenverbauung“, kurz „Die Wildbach“ an praktisch allen gefährdeten Stellen Verbauungen und Schutzbauwerke erstellt hat, können die Naturgefahren im Hochgebirge niemals ganz eliminiert werden.

Schutzwald und Gefahrenzonenplan

Neben den bautechnischen Maßnahmen spielen langfristig angelegte flächenwirtschaftliche Maßnahmen im Bereich des Schutzwaldes eine große Rolle. Häufig werden (unterhalb der Baumgrenze) Bauwerke auch mit dem Ziel errichtet, in deren Schutz wieder Bäume aufkommen zu lassen. Die Pflege dieses Jungwaldes ist sehr aufwendig und bedarf daher der verkehrstechnischen Erschließung des Geländes. 

Ein großer Fortschritt war ferner die in den 1970er Jahren begonnene Einteilung des Grundes vor allem in gelbe und rote Zonen, anhand derer sofort erkannt werden kann, inwieweit hier Gefahren bestehen. So besteht in einer roten Zone ein absolutes Bauverbot und in der im Montafon vorherrschenden gelben Zone sind Auflagen und Begutachtungen vorgegeben. Damit kann die in den letzten Jahrzehnten erfolgte permanente Ausweitung des Siedlungsraumes zumindest heute an den gefährdetsten Stellen verhindert werden.

Hochwasser- und Murenkatastrophen

Früher war die Bevölkerung nicht in dieser ausgeklügelten Weise geschützt und kleine und große Naturkatastrophen brachten Unheil und Verluste ins Tal. So litt das Tal in den Jahren 1762, 1894 und 1910 beispielsweise unter Hochwasserkatastrophen. Ausgelöst wurden diese regelmäßig durch das zeitliche Zusammmenfallen starker Regenfälle mit einer starken Schneeschmelze in den Bergen. Praktisch sämtliche Seitenbäche und Tobel führten Wasser und Festmaterial wie Steine, Schlamm und Bäume ins Tal zur Ill. Durch die abgehenden Muren konnten Wasser und Geschiebe im Illbett nicht abfließen, so dass große Rückstauungen und Seen im Tal entstanden, Wohnhäuser, Fabriken, Ställe und Brücken wurden überschwemmt und weggerissen, kultiviertes Land wurde mit Felsen und Schlamm für die vorgesehenen Zwecke komplett unbrauchbar gemacht, wie z.B. in Vandans durch den Rellsbach und den Mustergielbach und im Galgenul durch den von Gargellen kommenden Suggadin, der auch die Straße nach Gargellen auf weiten Strecken vernichtete.

Auch im Jahre 1999 verzeichnete das Montafon eine Hochwasserkatastrophe, in der abermals Gargellen von der Außenwelt durch die Fluten des Suggadin abgeschnitten wurde und die Bevölkerung mit Hubschraubern gerettet werden musste. Auch das Silbertal war teilweise abgeschnitten und viele Brücken weggeschwemmt. Der Frallefrunertobel (Gawatschtobel) vermurte die L 95 komplett und gleichzeitig wurde die Strecke über Innerberg ins Silbertal unpassierbar. Bartholomäberg traf es besonders schlimm, so waren die Feuerwehren und das Bundesheer allein hier mit Hubschraubern und 200 Soldaten im Dauereinsatz, rund 100 Grundeigentümer hatten Muren oder Rutschungen auf ihrem Grund zu verzeichnen. Sämtliche Bäche des Montafon führten Muren mit sich und überforderten so die bestehenden Ablagerungsplätze.

In 2005 wiederholte sich eine ähnliche Katastrophe, allerdings bewährten sich die Verbauungen der Vergangenheit, die mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag nach der Katastrophe von 1999 errichtet wurden. 

Die „Wildbach- und Lawinenverbauung“, kurz „Die Wildbach“, hat praktisch an allen gefährdeten Stellen Verbauungen und Schutzbauwerke erstellt. Trotzdem können die Naturgefahren im Hochgebirge niemals ganz eliminiert werden.

Lawinenkatastrophen

Lawinen können ganz grob in trockene Staublawinen, nasse Grundlawinen sowie Eis-/Gletscherlawinen unterteilt werden. Lawinen, die bis ins Tal und damit die Siedlungsräume reichen, werden als Tallawinen bezeichnet, Hanglawinen oder Rutsche (dazu gehören die Schneebretter) sind meist kürzere und harmlosere Lawinen. Häufig gibt es Mischformen der Lawinen und alle Lawinenarten können Todesopfer fordern. Die sehr gefährlichen Staublawinen erreichen über 300 km/h und richten durch Druck und Sog erhebliche Schäden an.  

Bereits in den Jahren 1689, 1935, 1945 und 1951 gab es schwere Lawinenwinter. Die Lawinenkatastrophe von 1954 forderte zahlreiche Menschenleben in ganz Vorarlberg, insbesondere im Bereich Bartholomäberg-Schruns durch die Montjolalawine und die Luttlawine. Hier verstarben 16 Menschen, zahlreiche Wohnhäuser, Ställe und sonstige Gebäude wurden von der Lawine dem Erdboden gleichgemacht. Am schlimmsten betroffen war die Gemeinde Blons im Großen Walsertal, die bei über 100 Verschütteten 45 Tote zu beklagen hatte.

Danach wurde die systematische Absicherung der lawinengefährdeten Gebiete durch Verbauungen und andere Maßnahmen im gesamten Tal wie z.B. die Verbauung der Grappeslawine in St. Gallenkirch und der Kapell-Lawinen in Schruns eingeleitet. Obwohl sich die Verbauungen bewährt haben, sind bis heute immer wieder Lawinenopfer zu beklagen wie z.B. im Jahr 1999, in dem es vor allem Gargellen traf und eine Lawine das Schafberghüsli samt Bergstation der Schafbergbahn zerstörte  und zwei Menschenleben kostete. 

Mit zahlreichen bekannten Lawinen müssen die Menschen aufgrund ihrer Unverbaubarkeit auch heute noch leben, so wie z.B. der Stiefen-Lawine in Schruns die den Bereich vom Hochjoch/Wormser Hütte zur Landbrücke nach Tschagguns jeden Winter bedroht. Die immer noch bestehenden Opferzahlen liegen heutzutage aber vor allem daran, dass sich leichtsinnige Zeitgenossen nicht von den mit Bedacht aufgestellten Warnschildern, Verbotszonen und gesperrten Straßen und Wegen beeindrucken lassen. Damit bringen sie nicht nur sich selbst in Lebensgefahr, sondern auch die Rettungsmannschaften, die dann in die gefährdeten Gebiete ausrücken und die Verschütteten suchen müssen.

Weiterführende Literatur

Aschauer, Helmut, Die Entwicklung der Wildbach- und Lawinenverbauung im Montafon, in: Montafoner Geschichte, Band 4, S. 106-135.

Nesensohn-Vallaster, Helga, Der Lawinenwinter 1954, Montafoner Schriftenreihe, Band 11, 2004.  

 

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