Doris und Harald Bitschnau von Verner’s 2020 aus Bartholomäberg im Interview 

Liebe Doris, lieber Harald, wir treffen uns hier in Eurem nagelneuen Gebäude, alles aus Holz und schwarzem Stahl, Küche, Metzgerei, Hofladen, Platz für 60 Personen und das alles mit der phantastischen Aussicht ins Rätikon, von der Zimba über die 3 Türme bis hinein in die Silvretta.

Was habt Ihr vor mit dieser tollen Location?
Uns schwebt vor, hier die Produkte aus unserer Landwirtschaft zu präsentieren. Also nicht nur verkaufen, sondern vom Anfang bis zum Ende den Entstehungsprozess transparent zu machen. Wir werden hier in unserer Metzgerei schlachten und das Fleisch und die Wolle der auf unserer Wiese aufgewachsenen Montafoner Steinschafe selbst weiterverarbeiten. So haben wir z.B. auch eine eigene Räucherei. Unser Schnaps wird hier gebrannt in der eigenen Brennerei mit Obst vom Hof und von andere Landwirten. Auch unser Bier machen wir hier direkt selbst. Das sollen die Kunden alles hautnah in unserem Verkostungsraum erleben können, wir wollen den Leuten einfach das tolle Produkt Montafoner Steinschaf näherbringen und Kochen war schon immer unsere Leidenschaft, das passt also alles zusammen.

 

Und wie ist das ganze Projekt entstanden? Nach einem Generalstabsplan?
Nein, überhaupt nicht (Harald lacht), eher im Gegenteil. In meinem früheren Leben hab ich ja zunächst was komplett anderes gemacht. Ich hatte hier ein Unternehmen zur Metallverarbeitung und für Stahlbau gegründet und als ich ausgestiegen bin, hatten wir 150 Mitarbeiter. Wir haben z.B. Hubschrauberlandeplätze, Sprungschanzen und ähnliche aufwendige Produkte entwickelt und hergestellt. 2009 habe ich dann aber meine Anteile an meinen Bruder übergeben und in ein paar Jahren Findungsphase überlegt, was ich in meinem Leben noch so anstellen will. Ich bin Jahrgang 1967, meine Frau ist ein paar Jahre jünger und ich habe nach dem Ausprobieren vieler Hobbys gemerkt, dass ich etwas sinnvolles machen will. Dann stand die Fortführung des Hofes von meinem Vater an. Eine Landwirtschaft, wie er sie betrieben hatte, mit 4 Milchkühen etc., konnte ich mir nicht vorstellen. Darum haben wir überlegt, was als Gesamtkonzept Sinn machen könnte. So kamen wir schnell auf die Montafoner Steinschafe, die eine gutmütige und für die Berge geeignete Rasse sind, die darüber hinaus im Montafon ja heimisch sind und deren Entwicklung sich zu fördern lohnt. So haben wir dann 2015 den großen Umbau gestartet, Haus, Stall, Hofküche, Verkostungsraum, Metzgerei, Schnapsbrennerei, das ist alles bis Ende 2019 entstanden und es hat sich praktisch die eine Idee nach der anderen entwickelt.

Doris, Deine Welt ist die Wolle des Steinschafs, was machst Du damit?
Sofort, wenn die Schafe geschoren werden, sortiere ich sie in 4 Farbrichtungen. Zum Waschen und Kardieren kommt die Wolle dann nach Tirol, das macht bei uns im Ländle niemand mehr. Aber es wird nicht alle Wolle gewaschen, die ungewaschene Wolle enthält wertvolles Lanolin, für Kissenfüllungen braucht man das zB. Die gewaschene und kardierte Wolle kommt zum Teil als Vlies zu mir zurück, daraus mache ich dann z.B. Schafwolldecken. Ein andere Teil wird am Handspinnrad gesponnen, diesen einfach gesponnenen Faden kann man z.B. bei der Herstellung der traditionellen Montafoner Tracht verwenden. Oder man nutzt die Wolle, um daraus Filz zu machen, das gibt dann Sitzauflagen, Schuheinlagen und Hausschuhe.

 

Harald, Du bist Edelbrandsommelier, was für Schnaps und Brände machst Du?
Ich bin Verschlussbrenner, darf also auch Produkte brennen, die wir nicht selbst auf dem Hof haben und ich kann den Schnaps an Wiederverkäufer liefern. Natürlich nutze ich alles Kern- und Steinobst für Edelbrände, aber derzeit ist die Geist-Herstellung meine Leidenschaft. Hier können weit mehr Produkte in neutralem Schnaps angesetzt werden, ich experimentiere mit Orangen, Johannisbeeren, Holunderblüten, Fichtenspitzen, aber auch Kräutern aller Art, da hilft mir dann wieder Doris, sie ist Kräuterpädagogin. Diese Maische wird dann häufig wieder gebrannt, so dass wieder klarer, aber hoffentlich stark und gut schmeckender Geist dabei herauskommt.

Wo kann man Eure Produkte erwerben?
Wir haben einen eigenen Hofladen, der immer gut bestückt ist mit den Montafoner Steinschafprodukten und den Ergebnissen aus der Schnapsbrennerei. Der Hofladen ist immer am Freitagnachmittag geöffnet. Aber auch auf den Märkten im Montafon sind wir häufig präsent. 

Was sind Eure Zukunftspläne, was kann man von Euch noch erwarten die nächsten Jahre?
Wir wollen sicher an die alte Tradition anknüpfen und wieder Obstbäume bei uns pflanzen, auch wenn diese vielleicht erst für die nächste Generation dann wirklich Ertrag abwerfen. Immer dran sind wir an einer Qualitätssteigerung, so experimentieren wir mit natürlichen Methoden, um die Impfung der Schafe zu umgehen. Wenn die Corona-Pandemie hoffentlich abebbt wollen wir auch sehr stark mit unseren Veranstaltungen durchstarten, also vom Kochkurs über Bierbraukurs und Schnapsverkostung bis zu Steinschafzerlegekurs und Location für Hochzeiten, Geburtstage, Firmenevents, Seminare etc., wir können bis zu 60 Leute bei uns im Verkostungsraum unterbringen. 

Letzte Frage: Wo kommt der Name Verner’s 2020 her?
Verners ist der Hausname unseres Hofes, das kommt von meinem Ururgroßvater Xaver. Und 2020 ist das Startjahr unseres Projekts.

Vielen Dank für die Infos zu Eurem interessanten Projekt in sensationeller Aussichtslage! Viel Spaß und Erfolg damit wünschen wir Euch!

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