Wer und was steckt hinter den Aufführungen? Interview mit Heike Montiperle
Seit einigen Jahren werden in unterschiedlichen Locations Theater- und Kabarett-Aufführungen angeboten, immer verbunden mit einem mehrgängigen Menü. Das erfolgreiche Format spielt in ganz Vorarlberg, manchmal auch im Montafon, so wie 2015 und 2019 im Hotel Zimba in Schruns. Die Shows versprechen einen wunderbar unterhaltsamen und lustigen Abend, dafür lohnt auch die Fahrt vom Montafon nach Feldkirch oder Hohenems, sollte man nicht grad eine Aufführung im Muntafu oder im Walgau erwischen. Wir haben uns mit der zentralen „Macherin“ dieser Organisation unterhalten, Heike Montiperle.
Liebe Heike, Du und Dein Team, Ihr habt Euch einen tollen Ruf in Vorarlberg und darüber hinaus erarbeitet. Bekannt seid Ihr vorwiegend mit dem Tödlichen Dinner und Pointen und Püree. Was zeichnet die beiden Programme aus und was unterscheidet sie?
Wichtig ist: Bei unseren Shows gibt es immer etwas Gutes zu essen und viel zu lachen – weil wir das selber gerne mögen. Beim Tödlichen Dinner gibt es EINE Geschichte, die sich durch den Abend zieht. Dann gibt es dort auch immer einen Dresscode: Die Gäste sind selbst Teil des Abends – zum Beispiel als Hochzeitsgesellschaft, Agenten oder Patienten. Und natürlich gibt es einen Mord, der aufgeklärt werden muss.
Pointen & Püree haben wir später entwickelt. Wir hatten viele Anfragen von Firmen, die das Tödliche Dinner buchen wollten. Das ist eine schöne Idee, jedoch sollen Mitarbeiter oder Kunden bei einer Firmenveranstaltung Gelegenheit haben, sich untereinander auszutauschen. Wir fanden, dass es etwas Leichteres braucht – unterhaltsam, lustig, aber nicht so ausfüllend wie ein Tödliches Dinner. So ist das Kabarettformat entstanden: Es gibt ein Menü, und zwischen jedem Gang treten unterschiedliche Kabarettisten auf. Deshalb sind wir auch flexibler, was Termine und Themen betrifft.
Was macht ihr noch außer Morden und Kabarett?
Individuelle Unterhaltung – zum Beispiel als Comedykellner oder Walking Act. Das heißt, wir sorgen zum Beispiel beim Empfang der Gäste für gute Stimmung, bespielen Räume bei Veranstaltungen – wie den neuen Zug der ÖBB als skurrile Fahrgäste oder das Schloss Amberg als historische Figuren. Wir spielen dort keine Szenen, sondern sind in direktem Kontakt mit dem Publikum. Das ist besonders spannend.
Wie lange gibt’s Euch schon und wie sind die Shows entstanden?
Begonnen haben wir mit dem Tödlichen Dinner 2006. Meine liebe Freundin und Werbe-Kollegin Andrea Petermann hat mich eigentlich dazu gezwungen. Sie wollte sowas schon lange mal auf die Beine stellen, und da ich im Text zuhause bin und bereits Theatererfahrung hatte, habe ich eingewilligt. Das Ganze war als einmaliges Projekt gedacht, inzwischen haben wir acht Tödliche Dinner inszeniert und unzählige Kabarettnummern in die Gaststuben gebracht. Inzwischen bin ich Andrea sehr dankbar, dass sie nicht locker gelassen hat. Ach, was hätten wir alles versäumt …
Warum immer Theater/Kabarett in Verbindung mit einem guten Essen?
Weil wir selber gerne gut essen, und weil wir finden, dass ein gutes Essen den Abend gemütlicher macht. Man sitzt gemeinsam an einem Tisch – oft mit Leuten, die man gar nicht kennt – und unterhält sich über den Mordfall, lustige Episoden oder Gott und die Welt.
Wo kommen die Mitwirkenden her?
Aus dem ganzen Land und darüber hinaus. Ich war und bin ja selbst gerne in Theatern unterwegs und habe eine langjährige Theatervergangenheit: Süosslar Dornbirn, Theater Karussell Liechtenstein, Vorarlberger Volkstheater Götzis … Da lernt man immer wieder tolle Menschen kennen und merkt schnell, ob jemand zu unserer verrückten Truppe passt. Wenn dann eine Produktion ansteht, frage ich herum, wer Lust und Zeit hat, mitzumachen. Daraus entsteht dann das jeweilige Projekt-Team.
Titelbild: Heike Montiperle (3.v.l.) und Team sorgen für unvergessliche Abende. (Fotos: Pointen & Püree)
Sind da auch Profi-Schauspieler dabei, die das hauptberuflich machen oder sind das alles professionelle Laien?
Bei uns hat niemand Schauspiel studiert, wir kommen alle aus dem Amateurtheater, und jeder hat nebenher noch einen Brotberuf. Allerdings sind in der Regel nur sehr erfahrene Leute dabei, die ihr Handwerk gut beherrschen. Beim Landesverband für Amateurtheater (LAV) gibt es tolle Ausbildungen und Workshops, wo man auch so einiges lernen kann.
Wie bist Du zu Deinen Theater-Zwillingen Sophia und Teresa gekommen, welche vom Publikum gern mal verwechselt werden?
Die Zwillings-Idee kam tatsächlich vom Publikum. Beim „Gipfeltreffen” sollte Sophia mitspielen, es gab aber terminliche Probleme, weshalb wir über sieben Ecken zu Teresa gekommen sind, die eingesprungen ist. Viele Stammgäste meinten dennoch, es sei Sophia, weil beide lange dunkle Haare haben und etwa gleich alt sind. Aus dieser Verwechslung entstand die Idee, die beiden als Gruselzwillinge Fauna und Flora bei der „Verwandtschaft” einzusetzen. Seither sind die beiden legendär.
Was ist Deine Rolle, bist Du der kreative Kopf der Truppe?
Genau, ich bin die künstlerische Leiterin, Andrea Petermann die organisatorische. Das heißt, ich schreibe die Stücke, kümmere mich um die Besetzung und führe Regie. Andrea checkt die Location, organisert Requisiten und macht den ganzen Kartenvorverkauf.
Wie entstehen die Stücke und nach welchen Kriterien wählt Ihr die Locations aus? Von Schattenburg über Villa Müller bis Schwimmbad Rheinauen ist da ja alles dabei.
Ja, wir sind immer auf der Suche nach besonderen Orten, die vielleicht noch nicht alle gesehen haben. Für ein neues Dinner suchen wir immer einen speziellen Spielort. Der Gaisbühel und die Kuranstalt in Schruns waren die Highlights für unsere Anstalt. Unser Agentenstück „Das Gipfeltreffen” haben wir auf dem Muttersberg gespielt, „Die Landpartie” auf einem Bauernhof. Wir haben ja keine Bühne, deshalb schauen wir, dass die Location etwas Besonderes ist.
Du machst das aber nicht hauptberuflich, oder? Was ist Dein Hauptjob?
Seit 1992 bin ich Werbetexter – daher kommt meine Affinität urs Schreiben, inzwischen auch fürs szenische. Da ich schon lange auf der Bühne zuhause bin, habe ich auch die Moderation als meine Leidenschaft entdeckt und entsprechende Ausbildungen gemacht. Die Theaterprojekte gehören insofern zu unserem Hauptjob, da Andrea als Grafikerin und ich Texterin für den professionellen Werbe-Auftritt zuständig sind.
Euer Auftritt in der Zimba in Schruns am 17.10.2019 steht bevor, was bietet ihr den Montafonern und Gästen für ein Programm?
Das ist wie immer sehr abwechslungsreich. Heike (Zimba) und Heike (Pointen) haben beschlossen, dass es musikalisch werden soll – deshalb sind Martin Weinzerl und Flo Palatz mit dabei. Dazwischen verblüfft der Lustenauer Gianni Zarriello die Gäste mit seiner Imitationskunst und natürlich darf unsere originale Muntafunere nicht fehlen: Bernadette Gasser als Oma Erna.
Welches ist persönlich Dein liebstes Programm und Deine liebste Location?
„Die Anstalt” ist unser verrücktestes Stück, darum mag ich sie besonders gern. Die mittelalterliche „Burgschenke” war bisher die größte Herausforderung, was den Text betrifft. Von der Location her werde ich wohl die Kuranstalt in Schruns nie vergessen, wo wir am Tag nach der letzten Aufführung hinten noch die Technik aus dem Saal räumten, während vorne schon der Abrissbagger am Werk war. Das hatte so etwas Endgültiges und Unwiederholbares.
Und die letzte Frage: Was fällt Dir spontan ein, wenn Du an das Montafon denkst?
Ganz besonders liebe Freunde. Für meine Sportlehrerausbildung musste ich vor vielen Jahren anständig Skifahren und Snowboarden lernen. Meine Muntafuner Kollegin Iris hat sich meiner erbarmt, wir haben einige Vorlesungen sausen lassen und wunderbare Tage in den Montafoner Bergen verbracht. Seither ist mein Herz ein bisschen im Montafon und den Menschen hier hängen geblieben. Auch wenn wir unsere Freunde nicht mehr so oft sehen wie früher, im Muntafu fühl ich mich immer a biz dahem.