Interview mit Stefan Kothner, Jahrgang 1968, ursprünglich aus Gaschurn, jetzt wohnhaft am Bartholomäberg.

Grüaß Di, Stefan, Du bist Berufsfotograf im Montafon. Da werden Dich viele drum beneiden. Wie bist Du zu dem Beruf oder der Berufung gekommen?
Ich bin während meiner Lehre zum Konditor und Bäcker schon mit der Fotografie in Berührung gekommen und hatte meine Visionen, wie meine Bilder aussehen sollen. Aber erst während unserer Weltreise habe ich die Leidenschaft für die Fotografie richtig ausgebaut. Und danach hat sich das bei mir bis zum Berufsfotograf entwickelt. Es war also mehr eine Entwicklung nach und nach, weniger ein zielgerichteter Plan.

Du warst auf Weltreise? Gleich nach der Ausbildung?
Nein, nein (lacht). Zuerst habe ich viele Jahre einen Imbisstand betrieben, zuerst in Gaschurn, dann in Bartholomäberg. Dann war eigentlich meine Frau die treibende Kraft und wir haben uns 2004-2008 auf eine Reise über die Kontinente mit dem Tandemfahrrad gemacht. Nur Afrika haben wir ausgelassen.

Ok, dann verstehen wir, dass Du Dich unterwegs viel mit der Fotografie beschäftigt hast. Und danach ging das nahtlos weiter?
Ganz so einfach war es nicht. Wir haben zunächst Vorträge gehalten und Ausstellungen mit unseren Bildern und Erlebnissen organisiert. Ich habe dann auch angefangen, auf eigene Faust Fotos zu machen von Veranstaltungen, vor allem von Menschen. Die Bilder sind dann verbreitet worden, gerade auch über Zeitungen, so wurde ich bekannt und dann zunehmend auch für Aufträge gebucht. Am Anfang war auch schwierig, dass ich im Montafon als Würstchengriller bekannt war. Es hat lange gedauert, bis bei den Menschen verankert war, dass ich jetzt als Fotograf unterwegs bin. Geholfen hat sicher auch meine Fotografenmeisterprüfung 2013 und einige internationale Auszeichnungen, die ich erhalten habe.

Im Bild: Berufsfotograf Stefan Kothner (Alle Fotos: © Stefan Kothner)
Für Stefan Kothner prägen die Menschen die Landschaft, denn ohne zugängliche Menschen ist auch die schönste Landschaft auf Dauer nichts wert.
Welche sind das?

  • QEP- Qualified European Photographer
  • European Professional Sport Photographer oft the Year 2017
  • 2x King of Dolomites 2016 – Freeride Photocontest
  • King of Dolomites 2018 – Winner – Cover Shot – Freeride Photocontest
  • King of Dolomites 2018 2nd Place all over – Freeride Photocontest

Welche Motive fotografierst Du denn gern und was ist Dir dabei wichtig? Landschaften unseres schönen Tals?
Eigentlich sind es bei mir eher die Menschen, die auf die Bilder gehören. Da will ich Bewegung und Gefühle der Menschen zeigen. Leute sind für mich also wichtiger als die Landschaft. Die Menschen prägen die Landschaft, ohne zugängliche Menschen ist auch die schönste Landschaft auf Dauer nichts wert. Das habe ich auch auf unserer Reise immer wieder so erlebt. Das gilt natürlich auch fürs Montafon. Die Menschen hier machen viel aus und darum gefällt mir auch die Du-Kampagne des Tourismus sehr gut, weil das sehr viel über das Tal und seine Menschen aussagt. Außerdem ist auch unsere wertvolle Montafoner Kulturlandschaft natürlich von Menschenhand geschaffen, die Verbindung der Menschen mit der Landschaft soll und muss man meiner Meinung nach auch auf den Bildern herausbringen. Mir ist wichtig, dass die Menschen auf meinen Bildern ehrlich, persönlich und authentisch rüberkommen. Natürlich kann man keine Schnappschüsse im herkömmlichen Sinn machen in der Berufsfotografie. Aber Leben und Emotion bringt man dennoch in die Bilder.

Im Montafon bist Du ja nicht der einzige Berufsfotograf, von den semiprofessionellen Hobbyfotografen mal ganz abgesehen. Funktioniert das für Dich auch finanziell?
Zeit und Geld sind ja der Tod der Kreativität, darum versuche ich darauf zu achten, dass ich einen Mittelweg zwischen Kunst und Kommerz finde. Immer wieder bin ich für Montafon Tourismus und die Silvretta Montafon tätig. Dort drehen sich die Bilder naturgemäß um Marketing, das sind Werbebilder fürs Tal oder für Produkte, Cover für Magazine oder auch mal Portraits der handelnden Personen. Außerdem mache ich mit Herz und Seele Hochzeitfotografie, was mir aufgrund meiner Vorliebe für Menschen auch wirklich Spaß macht. Dabei bin ich in ganz Vorarlberg aktiv, so wie die 230 Berufsfotografen, die wir im Land haben. Immer wieder darf ich auch Hochzeitspaare über die Grenzen hinaus begleiten, wo mir großes Vertrauen entgegengebracht wird.

Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Aber beim Fotografen sind die Leute nicht so wie bei Autos. Wenn da ein Gebrauchtwagen zum halben Marktpreis angeboten wird, dann wird jeder skeptisch, da kann ja was nicht stimmen. Wenn Fotografen so günstig sind, kommt niemand auf die Idee, dass der Preis auch was mit der Leistung zu tun hat.

Wenn die Vorstellungen weit auseinandergehen von dem, was der Kunde will und was ich mir vorstellen kann, dann kann ich es mir zum Glück leisten, auch mal einen Auftrag abzulehnen. Denn man sollte seinen Werten schon treu bleiben. Ich bin immer für offene Kommunikation und auch für Kritik offen. Ohne Kritik entwickelt man sich nicht weiter. Konstruktive Kritik eröffnet neue Räume und Möglichkeiten.

Wie klappt die Kommunikation unter den Berufsfotografen im Montafon?
Mit meinen Kollegen stehe ich in gutem Kontakt. Das Tal ist klein, hier weiß jeder, was der andere macht und man spricht auch darüber und tauscht sich aus. Jeder hat auch andere Schwerpunkte. Letztlich entscheidet der Kunde, wer den Auftrag kriegt, das hängt natürlich sehr oft auch vom persönlichen Draht ab, den man zu den möglichen Kunden aufbauen kann. Die Sympathie entscheidet also gerade bei Hochzeiten sehr häufig.

Mit was fotografierst Du und wie siehst Du die Bilder am liebsten?
Natürlich mit einer Spiegelreflex-Digitalkamera, aber sonst habe ich es nicht so mit der digitalen Welt. Fotos auf gutem Papier sind für mich viel wertiger, dauerhafter und schöner als auf einem Datenstick. Digitale Bilder sind mir zu flüchtig und zu wenig präsent. Ich kann Bilder bis A2 selbst ausdrucken und besorge mir dafür auch hochwertiges Papier mit einer guten Haptik. Das ziehe ich auch Leinwand eindeutig vor. Bilder sollen möglichst groß sein, damit sie gut rauskommen und man die Qualität sieht.

Du hast es nicht so mit den digitalen und sozialen Medien?
Klar, mache und bediene ich, aber das ist nicht meine Leidenschaft, ganz klar. Ich bin wirklich ein Papiermensch (schmunzelt). Aber selbstverständlich bearbeite ich auch meine Fotos digital nach, das gehört heute einfach zum Standard.

Menschen auf Bilder festzuhalten, ist eine der Stärken von Stefan Kothner.
Und Filme? Bedroht das Medium die Fotografie?
Sicher, Filme werden wichtiger, sie sind ein tolles Medium. Ganz selten mache ich das auch mal, aber letztlich ist der Schnitt extrem schwierig und aufwendig. Heute ist es ja so, dass jeder mit dem Handy Fotos und Filme machen kann. Aber am Ende kommt es immer nur auf das Bild an, es ist doch völlig egal, ob das auf einen elektronischen Sensor oder einen Film oder gar eine Platte aufgenommen wird. Und dann sind wir wieder beim Licht. Fotografieren ist Malen mit Licht. Egal, wie die Technik ist, das Fotografieren ändert sich im Grunde nicht. Das gilt auch für die bewegten Bilder.

Mal weg von der Fotografie: Was sind Deine Hobbys zum Ausgleich vom Berufshobby?
Wandern, Skitouren gehen, Radfahren, Klettern und Bergsteigen. Unser Montafon genießen eben……und vielleicht auch noch mal eine große Reise (schmunzelt).

Lieber Stefan, DANKE für die Einblicke in Deine Welt als Berufsfotograf!
Mehr Bilder und Infos von Stefan findet Ihr unter www.stefankothner.at

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