Interview mit Jan Rudigier, Jahrgang 1991, aus Schruns

Servus Jan, was muss man sich denn unter einem Rechtsanwaltsanwärter vorstellen? So was wie ein Auszubildender?
*lacht*, ja so in der Art ist es schon. Es ist eine notwendige Voraussetzung, um später den Rechtsanwaltsberuf ausüben zu dürfen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studium der Rechtswissenschaften absolviert man üblicherweise zunächst das Gerichtsjahr. Das Gerichtsjahr ist nämlich auch zwingende Voraussetzung, um den Richterberuf oder den Beruf des Staatsanwaltes auszuüben. Für mich war von Beginn an klar, dass ich Rechtsanwalt werden möchte. Nach dem Gerichtsjahr habe ich deshalb sogleich bei einem Rechtsanwalt die Praxisausbildung begonnen. In dieser Zeit wird man Rechtsanwaltsanwärter oder umgangssprachlich Konzipient genannt. Neben der zu sammelnden Praxiserfahrung (insgesamt 5 Jahre und mindestens 3 Jahre bei einem Rechtsanwalt) ist in weiterer Folge zum Beispiel auch der Nachweis über die Absolvierung von Ausbildungsverantstalungen von 42 Halbtagen erforderlich, um in die Liste der Rechtsanwälte eingetragen werden zu können. Die größte Herausforderung zur Erlangung der Eintragungsfähigkeit ist aber mit Sicherheit die zwingend abzulegende Rechtsanwaltsprüfung.

 

Und Du bist wie weit auf dem Weg zum Rechtsanwalt, hast Du die Rechtsanwaltsprüfung schon geschafft?
Ich habe das Examen an der Uni gemacht, war dann bei einer Kanzlei in Dornbirn, bin jetzt in Feldkirch und habe meine Rechtsanwaltsprüfung in der Tat gerade im Oktober 2020 bestanden. Das bedeutet schriftlich und mündlich vor einer Kommission bestehend aus zwei Richtern und zwei Anwälten am OLG Innsbruck geprüft zu werden. Ich hab dafür ca. 3 Monate freigenommen, denn ich wollte die Prüfung unbedingt sofort schaffen. Jetzt muss ich aber noch meine Zeit als Anwärter voll machen, dann kann ich im März 2023 endlich als Rechtsanwalt bei der Rechtsanwaltskammer eingetragen werden.

 

Herzlichen Glückwunsch, aber das hört sich alles ganz schön anstrengend und langwierig an. Wie bist Du denn dazu gekommen, Jus (=Jura) zu studieren? Gibt’s da familiäre Vorbilder?
Nein, ich habe keine Vorprägung aus der Familie für den Anwaltsberuf, im Gegenteil, ich bin eher so der Ausreißer. Alle um mich herum haben etwas „Vernünftiges“ *zwinkert* gelernt und sind Handwerker etc. Nach der Hauptschule in Gortipohl und meinem Abschluss am Gymnasium in Bludenz wusste ich nicht so richtig, was ich machen sollte. Das Gymnasium hatte ich so in minimalister Aufwandsmanier durchgezogen und mich erst wirklich vor der Matura richtig reingekniet. Meine Mama hat mir zum Lehramtsstudium geraten, ich habe aber auch damals schon über das Jus-Studium nachgedacht. Nachdem ich dann an der Uni Innsbruck ein Jahr Bio und Chemie studiert hatte, habe ich gemerkt, dass das nicht wirklich das Richtige ist. So bin ich dann zu Jus gekommen. Meine Eltern haben das auch mitgetragen und mich beim Studium unterstützt. Allerdings habe ich meine alte Leidenschaft, das Skifahren, genutzt und jeden Winter als Skilehrer im Montafon gearbeitet, um mein Studium mitfinanzieren zu können. Skifahren macht mir auch unheimlich Spaß, ich war auch mal auf dem Sportgymnasium in Stams, aber nur Skifahren ist es auch nicht, darum war ich mit der Kombi sehr zufrieden. Ich mag einfach die Arbeit mit Menschen und eines meiner besten Erlebnisse als Skilehrer war, als ich Menschen mit Handicap das Ski- und Snowboardfahren beibringen durfte. Stell Dir vor, wie es ist, jemandem, der fast erblindet ist, Skifahren beizubringen. Mir hat das unglaublich Spaß gemacht.

 

Und was macht Dir am Anwaltsberuf Spaß, wenn es da so was wie Spaß gibt? 😉
Die Abwechslung, denn kein Fall ist wie der vorherige. Meine Interessen sind das Bürgerliche Recht, mit Fokus auf das Familienrecht, Nachbarschaftsrecht und insbesondere das Sportrecht. Auch die Tätigkeit als Strafverteidiger finde ich megaspannend. Insgesamt genieße ich es, bei Gericht zu sein und stelle ich mir schon so einen „richtigen“ Anwaltsjob vor. Das bedeutet für mich, auch wirklich vor Gericht zu gehen und für meine Mandanten und ihre Interessen zu kämpfen. Da hab ich wirklich den Ehrgeiz, das Maximale rauszuholen und den Prozess zu gewinnen. Das würde ich auch als Erfüllung oder Spaß am Beruf bezeichnen, wenn es dann klappt. Die bloße Beratung wäre auf Dauer nichts für mich, glaube ich.

 

Und was sind Deine Zukunftspläne, wenn Du dann einer der rund 250 Rechtsanwälte in Vorarlberg bist?
Natürlich will ich Rechtsanwalt bleiben und mir einen “Namen” machen. Mir liegt zwar die selbständige Tätigkeit, allerdings würde ich gern in einem Team weiterarbeiten, denn als Einzelkämpfer ist es doch schwer, sich zu spezialisieren. Von daher wird für mich eine Partnerschaft von Rechtsanwälten sicher ideal sein als berufliches Umfeld. Ein Traum und erklärtes Ziel von mir ist es, auch im Montafon einen Standort oder eine Zweigsstelle aufzumachen. Derzeit bin ich ja in Feldkirch bei der Anwaltspartnerschaft Pitschmann und Santner tätig.

 

Dem Recht sagt man ja nach, dass es eine eher trockene Materie wäre. Was treibst Du zum Ausgleich?
Ich bin sehr heimatverbunden, gehe natürlich immer noch sehr gerne Skifahren, war aber auch lange Jahre als Fußballer aktiv und verfolge den Sport passiv immer noch. Auch würde mich als sehr familienverbundener Mensch bezeichnen. Inzwischen bin ich auch in der Lokalpolitik engagiert. Man kann nicht nur Jammern, sondern muss schon selbst versuchen, etwas zu ändern, darum mache ich das. Ich bin Ersatzmitglied der Gemeindevertretung in Schruns. Mit meiner Freundin und bald Ehefrau wohne ich auch in Schruns, sie arbeitet bei der Gemeinde. Also das Montafon und seine Natur und Freizeitmöglichkeiten begeistern uns schon und darum wollen wir hier auch bleiben.

 

Lieber Jan, vielen Dank für den spannenden Einblick in die Ausbildung zum Rechtsanwalt, Geduld und weiterhin Erfolg wünschen wir Dir bis und auch nach der Zulassung in Vorarlberg!

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