Interview mit Anja Mangeng aus Bartholomäberg
Grüaß Di, Anja, Du bist Yogalehrerin im Montafon. Wie bist Du dazu gekommen?
Mich hat schon vor meiner aktiven Yoga-Zeit das Thema immer mal wieder gestreift. Und eines Tages kam eine ehemalige Arbeitskollegin (wir haben seinerzeit beide bei der Gemeinde Bartholomäberg gearbeitet) zu mir und hat mich gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte, mal Yoga auszuprobieren. Gesagt, getan und nach 15 Minuten meiner ersten Yogastunde war mir klar: DAS ist es, was ich brauche und was mir gefällt. Dann habe ich Yoga zwei Jahre als Teilnehmerin bei meiner jetzigen Kollegin Gabi praktiziert und dann die 4-jährige Ausbildung zur Yogalehrerin in München gemacht. Das waren 12-13 Präsenztermine in München am Wochenende pro Jahr und jede Menge lernen. Der Ausbildungsgang zur Yogalehrerin ist bei uns in Österreich nicht definiert, man kann das also auch kürzer machen, aber ich habe mich ganz bewußt für eine sehr umfangreiche Ausbildung über einen längeren Zeitraum entschieden. Man könnte sagen, die “Premium-Variante”. Und ich habe es nicht bereut, so habe ich wirklich breite und tiefe Grundlagen für das Unterrichten erlernt. Seit 2004 gebe ich also Yoga-Unterricht und bin damit auch selbständig.

 

Was ist denn Yoga überhaupt, damit unsere Leserinnen und Leser uns auch folgen können, die nicht ins Yoga gehen?
Yoga ist extrem facettenreich. Praktisch jeder kann etwas im Yoga finden, also z.B. Ruhe, Ausgleich zu Stress, gesunde Bewegungsabläufe, das Ganze immer angepasst an den jeweiligen Menschen und seine besonderen Bedürfnisse und Beschwerden. Im Wesentlichen besteht Yoga aus den Komponenten Atmen, Bewegung und Meditation. Die offizielle Definition besagt, dass Yoga die körperlichen und geistig-seelischen Bewegungen zur Ruhe bringt. Am Ende verhilft das zu einem klareren Blick auf das eigene Leben und den Umgang mit dem Alltag. Das ist der Kern, auf den man mit der Zeit vorstoßen kann.

….OK und was passiert da so in einem Yoga-Kurs, wie muss man sich das vorstellen?
Also in einem Kurs mit einer Gruppe ist der Stundenaufbau meistens gleich. Zunächst machen wir Übungen zur Anfangsentspannung, dann Körperübungen, die wir asanas nennen und Atemübungen, die bei uns pranayama heißen. Schließlich ist auch immer eine Meditationskomponente in jeder Kursstunde dabei sowie eine Schlussentspannung. Nach diesem Grundaufbau gehe ich meistens vor, aber ich wähle immer andere Themenschwerpunkte und verschiedene Übungen (Körper, Atem und Meditation), so dass die Stunden abwechslungsreich und verschiedene Aspekte angesprochen werden.
 
Und wie sieht das mit dem Kurs aus, geht das über längere Zeit?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die häufigste Form bei mir sind Kurse, die über 8-14 Termine gehen, das ganze Jahr über, nur im Hochsommer mache ich eine Pause. Der Teilnehmer bucht also den gesamten Kurs und kann dann an jedem Termin des Kurses seine Yogastunde besuchen, die übrigens nicht 60, sondern 75 Minuten dauert. Ich biete außerdem meinen Teilnehmern an, Fehlstunden an einem anderen Tag nachzuholen oder auch Stunden zu tauschen. Eine weitere Möglichkeit ist die Teilnahme an meinen Tiefenentspannungskursen (Yoga Nidra), dieses besondere Format konzentriert sich auf Erholung, Selbstheilungskräfte aktivieren, Konzentration und die Stärkung des Immunsystem. Hier liegt man als Teilnehmer oder Teilnehmerin ganz entspannt auf dem Rücken und wird von mir mit einer geführten Meditation begleitet. Im Zentrum der Tiefenentspannung stehen Fühlen und Spüren. Bewegungsübungen finden in so einem Kurs also nicht statt. Als dritte Variante biete ich Yoga auch als individuellen Unterricht an. Das macht für Menschen Sinn, die eine konkrete Beschwerde wie z.B. Stress, Burnout, Rückenschmerzen oder Schlafstörungen haben. Im Einzelunterricht kann ich mit dem Teilnehmer ein konkretes Konzept erarbeiten und das Ziel ist, dass er oder sie sich am Ende selbst zu Hause mit Yoga helfen können. Yoga ist also auch ein Werkzeug zur Selbsthilfe.
 
Haben Dich und Deine Yogaschüler denn die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Lock Downs dann auch getroffen?
Auf jeden Fall! Mit Corona ist erst mal das Chaos ausgebrochen, ich habe alle Kurse sofort einstellen müssen und keiner wusste, wie und wann es weitergehen kann. Ab Herbst 2020 habe ich wieder normale Kurse anbieten können, aber der nächste Lockdown hat ja wieder eingeschlagen. Dann habe ich aber sofort auf Online-Kurse umgestellt. Das ist für die Menschen natürlich nicht einfach gewesen, viele kamen mit der Technik nicht klar, andere hatten keine Möglichkeit, sich auf einen ruhigen Platz zurückzuziehen für den Kurs und wieder andere wollten das einfach so nicht. Denn das Online-Lehren ist bei Yoga schon sehr schwierig. Die Übungen muss ich ja anleiten und die Teilnehmer korrigieren, damit das alles richtig abläuft, da gehört auch physischer Kontakt dazu und das geht online alles nur sehr schwer oder gar nicht. Die Online-Kurse sind also nur ein Notbehelf aus meiner Sicht, richtig gut geht Yoga nur in Präsenz.

Und heute läuft alles wieder Präsenz und normal?
Im Grundsatz schon, seit März 2022 kann ich ja wieder im Studio arbeiten und biete wieder ausschließlich Präsenz-Stunden an. Leider ist es so, dass nicht alle Teilnehmer zurück in die Kurse gefunden haben. Es ist auch schwieriger geworden, neue Teilnehmer zu begeistern. Ich habe mich darüber auch schon mit anderen ausgetauscht und auch im Bereich Kultur und sonstiger Veranstaltungen ist es schwieriger geworden, die Menschen zu motivieren. Keine Ahnung, woran das liegt, vielleicht haben sich die Menschen an das zu Hause sein gewöhnt oder sie haben noch Angst vor den persönlichen Kontakten wegen Corona oder es ist eine Mischung daraus. Dennoch ist und bleibt Yoga weiterhin meine Leidenschaft und ich freue mich auf jeden Kurs und auf die Menschen, denen ich durch Yoga helfen kann, ihr Leben und ihren Alltag besser zu bewältigen.

 

Was machst Du, wenn Du Dich nicht mit Yoga beschäftigst?
Nun ja, meine Zeit ist wirklich sehr ausgefüllt mit Yoga. Neben den Kursen gehören auch verschiedene Weiterbildungen dazu und natürlich praktiziere ich selbst auch immer noch Yoga. Mit meiner Familie reise ich sehr gerne, was ja während Corona leider nicht so gut umsetzbar war. Ansonsten mag ich auch Bücher, es darf dann auch ganz einfache Literatur sein, weit weg von Yogalehrbüchern 😉. Schwimmen und Snowboarden sind weitere Leidenschaften von mir. Ich denke, dass ich ein ziemlicher Naturmensch bin, weil ich mich sehr gerne im Freien aufhalte, sei es im Garten, im Wald oder auch beim Wandern in den Bergen. Das liegt ja im Montafon alles vor unserer Haustür. Und wenn dann noch etwas Zeit übrig ist, setze ich mich hin und wieder auch mal an mein Klavier.

 

DANKE, liebe Anja, für diese Einblick in die Welt des Yogas, weiterhin viel Spaß und Erfolg damit! Weitere Infos unter www.yogaerleben.at

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner