Interview mit Heike Ladurner-Strolz, Hotelier, Hotel Zimba, Schruns

Liebe Heike, Du betreibst ein sehr erfolgreiches Hotel mit Deiner Familie mitten in Schruns. Was sind neben der derzeit grassierenden COVID-Pandemie die größten Herausforderungen für einen Hotelier im Montafon?
Wir haben das Glück, dass wir in einer sehr attraktiven Region platziert sind. Dementsprechend sind die Saisonszeiten lang und wir brauchen genügend Mitarbeiter, um die Qualität zu halten, besser noch zu steigern – wenn wir nicht gerade in einer Pandemie leben. Diese fordert und natürlich extrem heraus. Die Unsicherheit, mit der unsere Mitarbeiter und wir leben müssen, geht allen sehr an die Nerven. Niemand weiß, wann es weitergeht, wie es weitergeht, das ist für uns das Schlimmste. Einige Hotels haben den Winter schon abgehakt und beginnen mit Umbauarbeiten, viele sind aber parat und warten sehnsüchtig auf ein sinnvolles und sicheres wieder durchstarten.

 

Euer Hotel/Restaurant ist normalerweise auch für Einheimische und Nicht-Gäste geöffnet. Das halten nicht alle Hotels im Montafon so und viele Einheimische stören sich daran. Warum macht Ihr das und was sind die Vor- und Nachteile?
2003 nach unserem Umbau haben wir uns entschlossen, das große a la Card-Restaurant aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen. Klar war aber immer, dass wir weiterhin auch für Einheimische und externe Gäste offen stehen. Unser Restaurant ist zum Beispiel mittags mit einer kleinen Speisekarte mit speziellen Preisen für in Schruns Beschäftigte geöffnet. An der Hotelbar und im Garten freuen wir uns auch bei den Musikabenden über externe Gäste und auch unser Hallenbad wird genutzt. Schwimmkurse, Babyschwimmen, Wassergymnastik, Sportvereine zum Wassertraining,… um nur einiges zu nennen. Wir sind und wollen ein Teil von Schruns bleiben.

 

Uns würde interessieren, was Dir am meisten Spaß macht bei Deinem Job und was Dich immer wieder stört am Hotelier-Dasein?
Das Beste ist sicher der tägliche Umgang mit Menschen und dass kein Tag mit dem anderen vergleichbar ist. Wir haben mit Gästen zu tun, also mit Menschen, die die schönsten Tage im Jahr im Urlaub erleben möchten. Und diese Erwartungshaltungen zu erfüllen ist heute nicht immer ganz einfach. Leider passiert ist es immer wieder, dass Gäste Ihre Anforderungen geradezu unverschämt formulieren und man sich teilweise schon wundert, dass sie sich überhaupt noch trauen, anzureisen. Für uns und die ganz Branche ist es wichtig, dass wir stolz auf unser Tun sind. Wir sind keine Diener, wir sind Profis der Leidenschaft und das sollte auch auf Augenhöhe beim Gast ankommen. Derzeit stresst uns natürlich die Unsicherheit in der Pandemie. Für unsere Mitarbeiter und uns ist das eine große, für viele Hoteliers sogar eine existenzielle Herausforderung.

 

Du bringst Dich auch politisch ein im Montafon, warst auch schon Vizebürgermeisterin in Schruns und bist jetzt die erste Frau, die zur Aufsichtsratsvorsitzenden von Montafon Tourismus gewählt wurde. Was bewegt Dich dazu und was sind Deine Erfahrungen in der Politik im Vergleich zur Unternehmerin?
Jammern, dass nichts passiert war noch nie mein Ding. Nur mit Menschen, die bereit sind, sich für die Allgemeinheit einzusetzen, kann es funktionieren. Uns geht es gut, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, aber die Inputs für die Politik müssen von uns Wirtschaftlern kommen. Für mich sind die größten Unterschiede zwischen Politik und Hotel die Entscheidungsphasen – privat wird auf kurzem Wege entschieden, in der Politik sind Gremien zu überzeugen und verschiedenste Interessen unter einen Hut zu bringen. Persönlich musste ich erleben, dass vieles, was man politisch umsetzt, in diesem Moment schon selbstverständlich ist. Machen wir im Hotel eine Neuerung, haben wir das Lob der Gäste, was schon viel Motivation ist.

 

Jobs im Tourismus sind nicht mehr so beliebt bei den (jungen) Leuten wie vor Jahren. Woran liegts?
Das Thema Lehrlinge, muss man klar sagen, ist kein Tourismusproblem. Heute ist es Fakt, dass eine schulische Ausbildung mit Matura von vielen Eltern, Kindern und auch Lehrern propagiert wird. Also muss einerseits die Ausbildung gestärkt werden und andererseits müssen wir sicher im Tourismus noch das Image der vergangenen Jahre auf heutigen Stand bringen. Die Arbeitszeit wird gerne vorgeschoben, was für mich nicht gilt. Im gesamten Gesundheitswesen sind diese Themen z. Bsp. absolut nicht besser zu stellen, wird hier aber akzeptiert. Sicher ist heutzutage eine Planbarkeit sehr wichtig, da die Lebensqualität für viele immer wichtiger wird.

 

Schon, aber ist den Leuten die Arbeit in Hotels und Ferienwohnungen nicht auch einfach zu minderwertig? Kranken Menschen helfen bringt vermutlich mehr Ansehen als Zimmer putzen und im Restaurant bedienen, liegts nicht auch daran?
Das stimmt sicher, darum ist es umso wichtiger, das Image anzupassen. Wenn ich die Arbeit von einem Zimmermädchen im Krankenhaus und im Hotel vergleiche, denke ich, haben unsere Mädchen den einfacheren und angenehmeren Job, ohne ins Detail zu gehen. Im Service ist es sicher wichtig, auf die Fachkenntnisse der Mitarbeiter hinzuweisen. Unser Beruf geht weit über das “bedienen” hinaus und das muss der jungen Generation näher gebracht werden.

 

Im Tourismus wird es immer schwieriger, Arbeitnehmer zu finden. Wie löst Ihr das Problem?
Wir versuchen, unser Team zu halten 🙂 Für uns haben die Mitarbeiter ganz sicher den gleichen Stellenwert wie die Gäste und das macht sich bezahlt. Neue Mitarbeiter zu finden, besonders Fachkräfte, ist auch für uns extrem schwierig. Mundpropaganda, AMS (=Arbeitsmarktservice/Arbeitsamt), das Anlernen von ungelernten Kräften und die Lehrlingsausbildung auch mit der GASCHT ist hier unser Weg.

 

Wie ist die Tourismussituation im Montafon: Was sind die Ziele, was sind die Probleme?
Vor der Pandemie haben auf jedem Fall auf sehr hohem Niveau gejammert. Das Umfeld hat bis dahin gepasst, um einen guten Job zu machen. Wie wir das umsetzen, liegt dann an jedem von uns selbst. Die Marke Montafon ist angekommen, das Tal wächst zusammen. Die Umsetzung wird ein steter Prozess sein und da heißt es, sich einzubringen. Wir sind sicher prädestiniert für 4 Jahreszeiten, was aber nicht heißen muss, dass immer alle und alles offen haben muss. Eine gute Abstimmung ist aber noch umzusetzen und für mich ist auch wichtig, dass ich, wenn wir zum Beispiel geschlossen haben, auf die geöffneten Betriebe hinweise. Hier haben wir auch am Thema interner Zusammenarbeit im Tal noch was zu tun.

 

Braucht das Montafon wirklich noch weitere Hotels, wie man immer wieder von verschiedenen Stellen lesen und hören kann?
Ich kann diese Frage nicht für das ganze Montafon pauschal beantworten. In Schruns brauchen wir auf jeden Fall Qualitätsbetten in allen Bereichen, um das Gleichgewicht zwischen Wohn- und Tourismusgemeinde zu haltenund die Kosten und Auslastungen der Infrastrukturen zu stemmen. Mit Eröffnung der in den letzten Monaten fertiggestellten touristischen Betriebe und den anstehenden Projekten sind wir diesem Ziel aber schon sehr nahe. Für mich persönlich ist hier auch sehr wichtig, dass die familiengeführten Betriebe im Montafon erhalten bleiben. Was es bedeute ohne Gäste Infrastrukturen zu erhalten, mussten wir leider die letzten Wochen bei den Bergbahnen erleben. Eine wirtschaftliche Führung ist nur mit einer guten Auslastung der Beherbergungsbetriebe möglich. Die Bergbahnen haben hier finanziell eine sehr harte Zeit erlebt und man kann nur Danke sagen, dass dieses Angebot für alle Einheimischen trotzdem aufrecht geblieben ist.

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Wie sieht denn ein Hotel 2030 aus im Montafon, das dann neu gebaut wird? Was ändert die Digitalisierung im Hotelbereich?
Telefonapparate im Zimmer wird es eher nicht mehr geben… 🙂 Spaß beiseite – wir sind bereits mitten in diesem Thema. Oft ist es einem nur gar nicht bewusst. Infos holen wir uns heute regelmäßig über die Technik, Buchungsmaschinen sind bereits Standard, Alexa, Siri und ähnliche Systeme begleiten uns bereits im Privatleben und werden bis 2030 von schneller lernenden Maschinen abgelöst sein, die auch im Hotel dazu gehören werden. “Sympathische” Roboter wie Pepper werden Einzug halten und für direkte Infos sorgen. Ebenso werden gewisse Routinearbeiten maschinell erledigt werde. Ruhe und Erholung, sicher auch Abstinenz von Handy und Computer sind die großen Themen der Zukunft. Urlaube werden kürzer, die Erholungsphase muss dafür umso intensiver werden. Aber die Gastfreundlichkeit und die Herzlichkeit wird nicht ersetzt werden können und somit werden immer gut ausgebildete Menschen gebraucht werden.

 

VIELEN DANK, liebe Heike!

Hier geht’s zum Interview der Montafoner Fee mit Heike.

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